Lehren und Lernen mit Sketchnotes (2) – How-To

Grafik von Ralf Appelt unter <a title="Zur Lizenz" href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/">CC BY 3.0 DE</a>.
Grafik von Ralf Appelt unter CC BY 3.0 DE.

Im Teil 1 dieser Artikelreihe haben wir uns die Argumente angesehen, die für den Einsatz von Sketchnotes im Bildungsbereich sprechen. In diesem Teil 2 soll es darum gehen, das visuelle Alphabet und erste visuelle Vokabeln kennen zu lernen, die später Sketchnotes zusammengetragen werden. Es wird ganz praktisch mit vielen Tipps und Tricks – denn es geht um Ideen, nicht um Kunst. Und zu allererst geht es um: einen Apfel.

Text & Bild

Die Teile dieser Reihe:
Thema 1: Grundlagen
Thema 2: How-To
Thema 3: Ausstattung

Text und Bild sind ein hervorragendes Tandem. Es trägt zur Verständlichkeit bei, weil verschiedene Zugänge zu den Inhalten ermöglicht werden. So lässt sich ein Bild zwar leichter verstehen, allerdings ist es meist weniger genau als eine schriftliche Notiz. Die Kombination beider Modi gewährleistet somit sowohl den einfachen Zugang als auch die Genauigkeit.

Der Apfel ist ein gutes Beispiel.

Wort Bild
Apfel

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Hier ist die einfachste Variante deutlich. Im Prinzip lässt sich aus der einfachen Zeichnung, ein Apfel erkennen. Um zu vermeiden, dass jemand eine Orange in dem Bild sieht, kann man es mit dem Wort „Apfel” beschriften. Im Gegensatz zur reinen Schrift bietet der Apfel aber auch Zugänge für weitere Sprachräume: den Apfel gibt es natürlich nicht nur dort wo deutsch gesprochen wird. Man könnte das Bild also anstelle von „Apfel” auch anders betiteln.

Wort Bild
Apfelapplepommeappelmanzanaomenaäpple

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Es ist offensichtlich möglich, für das selbe Objekt in unterschiedlichen Sprachen das selbe Bild zu nutzen. Es ist aber auch möglich, deutlich zu machen, dass es sich um einen Apfel handelt und selbigen genauer zu spezifizieren ohne das Wort Apfel (in welcher Sprache auch immer) zu verwenden. Ergänze ich das Bild um eine Spezifikation dessen, was bezeichnet wird, so wird der Detailgrad erhöht und gleichzeitig deutlich gemacht, um was es sich bei dem Bild handelt.

Wort Bild Spezifikation
Apfelapplepommeappelmanzanaomenaäpple

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Grafik von Ralf Appelt unter CC BY 3.0 DE.
BraeburnCoxGolden DeliciousGranny SmithBoskoop

Im Ergebnis könnte es dann etwa so aussehen: 

Grafik „Golden Delicious“ von Ralf Appelt unter<a title="Zur Lizenz" href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/"> CC BY 3.0 DE</a>.
Grafik „Golden Delicious“ von Ralf Appelt unter CC BY 3.0 DE.

So weit, so gut. Nun ist zunächst der Zusammenhang von Text und Bild geklärt und warum die Kombination dieser Ausdrucksmöglichkeiten ein sinnvolles Tandem darstellt. Text und Bild stellen zentrale Elemente von Sketchnotes dar. Ein weiteres Element von Sketchnotes sind Strukturen.

Sie geben den in Sketchnotes verwendeten Bildern und Texten eine Ordnung. Zum einen dienen sie der Gruppierung von Elementen. Eine weitere Funktion der Struktur in Sketchnotes ist die Hierarchisierung der Inhalte.

 

Grafik „Obstsorten“ von Ralf Appelt unter<a title="Zur Lizenz" href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/"> CC BY 3.0 DE</a>.
Grafik „Obstsorten“ von Ralf Appelt unter CC BY 3.0 DE.

Visuelles Alphabet

Folgt man der Erfinderin des Visuellen Alphabets, Sunni Brown (http://alistapart.com/article/the­miseducation­of­the­doodle), so hat man hiermit alle erforderlichen Elemente zur Hand um beliebige Formen, Figuren und Darstellungen zu erstellen.

Als Einstieg ist es auf jeden Fall geeignet, um sicher zu stellen, dass man über die nötigen zeichnerischen Fähigkeiten zum Erstellen von Sketchnotes verfügt.

Folgende zwölf Elemente sind im visuellen Alphabet enthalten.

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Bestandteile von Sketchnotes

Neben der einfachen Kombination von Bildern und Texten gibt es noch eine Vielzahl weiterer Elemente, die bei der Erstellung von Sketchnotes häufig genutzt werden.

Aufzählungszeichen

Aufzählungszeichen sind für die meisten von uns recht vertraute Elemente, wie wir sie z.B. von Präsentationsprogrammen kennen. Bei Sketchnotes haben wir die Freiheit zu entscheiden, wie genau unsere Aufzählungszeichen aussehen sollen. Es macht Sinn, sich ein kleines Set an Aufzählungszeichen zu überlegen. Typische Aufzählungszeichen sind z.B. Kästchen, Kreise, Sterne und Icons.

Boxen

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Tipp:
Immer erst die Inhalte schreiben, dann den Rahmen zeichnen!

Häufig werden einzelne Worte, Überschriften oder Textblöcke zusätzlich umrahmt. Dies kann geschehen, um Inhalte hervorzuheben oder die Inhalte dieser Formen zu gruppieren. Sprechblasen bieten sich an, um z.B. Zitate einzurahmen. Kästen werden häufig eher zum Gruppieren genutzt und Banner dienen am ehesten der Hervorhebung ihrer Inhalte. Alle Formen gibt es in ganz einfacher Form. Selbstverständlich obliegt es dem kreativen Geist des Sketchnoters bei den einzelnen Elementen, bezogen auf den Inhalt oder den Kontext, zu variieren. So kann eine Sprechblase z.B. rund oder eckig sein, kann glatte oder zittrige Kanten haben. Wer hier nach Anregungen sucht, kann sich in jedem Comic inspirieren lassen. (Tools zur Erstellung von Comics sind auch in unserem Artikel Gehaltvolle Blasen: Comics und Cartoons selber machen zu finden.)

 

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Verbindungselemente

Um Bezüge zwischen einzelnen Blöcken und Bereichen auf der Arbeitsfläche darzustellen, können Linien eingesetzt werden. Die Ausgestaltung der Linien (dicke oder dünne, durchgezogene, gestrichelte oder gepunktete) können die Stärke der Verbindungen ausdrücken. Soll der Verbindung eine Information über die Beziehung mitgegeben werden, lassen sich Pfeile nutzen, um den Betrachter entsprechend zu führen und der Struktur eine Richtung zu geben.

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Besonders flächige Pfeile bereiten Vielen Zeichnern Schwierigkeiten beim Erstellen. Ein einfacher Trick ist auf Basis des Visuellen Alphabets diese Vokabel aufzulösen. Hierzu bieten sich folgende vier Schritte an:

  1. Eine Linie malen
  2. Eine weitere Linie parallel daneben
  3. Jetzt kommt die Pfeilspitze. Hierzu kurze Linien im rechten Winkel nach oben und unten anfügen. Die Spitze des Pfeils wird mit einem Punkt markiert.
  4. Die Enden der senkrechten Linien werden jetzt mit dem Punkt verbunden, fertig ist die Pfeilfläche.

 

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Trennungselemente

Abhängig von der verfügbaren Arbeitsfläche besteht nicht nur Bedarf, Bereiche der Sketchnotes miteinander zu verbinden, sondern auch voneinander zu separieren. Auch hier kann mit Linien gearbeitet werden. In diesem Fall ist besonders darauf zu achten, dass diese nicht zu nah an die zu trennenden Bereiche herankommen und somit zu einer Verbindungslinie werden. Alternativ lassen sich auch kleine Ornamente einsetzen.

 

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Symbole

Manchmal macht es Sinn für bestimmte Aspekte, die häufig wiederkehren, kleine Icons einzusetzen. Kästchen zum Abhaken für To­Dos, ein Blatt Papier als Zeichen für Dokumente, Fähnchen für Meilensteine oder Glühlämpchen für Ideen sind gern genutzte Icons in Sketchnotes und anderen Visualisierungen. Wichtig ist es, diese Icons konsequent einzusetzen, um die Bedeutung zu festigen.

 

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Typographie

Die Gestaltung des Textes ist ein wesentlicher Bestandteil für die Übersichtlichkeit von Sketchnotes. Das Einfachste ist, Überschriften größer zu schreiben als den Text. Dies ist nicht immer sinnvoll und auch nicht immer möglich. Es gibt eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten das Aussehen der Texte in Sketchnotes zu variieren, um verschiedene Ebenen darzustellen oder Aussagen zu unterstreichen.

Zunächst einmal kann man den Text verschieden kräftig erscheinen lassen. Die einfachste Lösung ist die Linien der einzelnen Buchstaben parallel ein zweites oder drittes Mal zu ziehen. Eine weitere Alternative besteht darin, Blockbuchstaben zu verwenden. Auch dies scheint vielen schwer zu fallen. Hier hilft nur die Übung. Viel einfacher ist es hingegen, Texte hervorzuheben, indem man für alle Buchstaben die Großschreibung nutzt. Diese Art der Hervorhebung kennen wir schon aus Chats und SMS, in denen schnell der Eindruck entsteht, es würde geschrien werden. Eine besonders eindrucksvolle Möglichkeit den Text hervorzuheben ist die Verwendung der Schreibschrift. Besonders wenn die Sketchnotes in digitaler Form auf dem Display angesehen werden, ist dies ein ungewohnter Anblick, aber auch analog sind diese Schriftzüge häufig ein Blickfang.

 

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Figuren

Figuren machen die gemalten Inhalte etwas menschlicher. Bildung, Lehren und Lernen hat immer auch mit Menschen zu tun. Deshalb ist es wichtig, Figuren malen zu können, die unterschiedlichste Aussagen unterstreichen. Auch hier hilft es, mal in einen Comic zu schauen oder sich charakteristische Posen zu überlegen. Manchmal ist Metaphorik hilfreich, um Beziehungen oder Situationen auszudrücken.

Wir werden uns nun drei einfache Figuren ansehen, die aus dem visuellen Alphabet zusammengesetzt werden können. Dies sind „Strichmännchen”, „Sternmännchen” und „Kullermännchen”.

Strichmännchen

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Die Strichmännchen bestehen fast ausschließlich aus einfachen Linien. Der Kopf ist die einzige Form an dieser Figur. Ganz nach Bedarf und Geschmack können weitere Körperteile aus Figuren bestehen (meist Bauch, Hände, Füße). Diese Figuren werden normalerweise schon im Kindergartenalter erlernt. Jedoch trauen sich viele irgendwann nicht mehr, mit diesen einfachen Figuren zu arbeiten. Es gilt aber weiterhin der Grundsatz „IDEAS, NOT ART!” Und Ideen lassen sich selbst mit den Strichmännchen aus dem Kindergartenalter umsetzen, spätestens dann wieder, wenn das Tandem aus Bild und Text zum Einsatz kommt.

Sternmännchen

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Die Sternmännchen haben im Vergleich zu den Strichmännchen etwas Volumen und lassen sich eher als Körper erkennen. Wer einen fünfzackigen Stern malen kann (und das ist nur Übungssache), dem gehen die Sternmännchen relativ leicht von der Hand. Man lässt die obere Zacke einfach weg und ersetzt sie durch einen Kreis, der den Kopf darstellt.

Kullermännchen

Der Schwierigkeitsgrad der Kullermännchen bewegt sich zwischen den Strich­ und den Sternenmännchen. Sie lassen sich besonders einfach um kleine Dinge ergänzen, die der Figur schnell Charakter verleihen.

Im Prinzip besteht die Figur nur aus einem Bogen und einem Kreis aus dem Visuellen Alphabet.

 

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Emotionen

Die meisten Figuren kommen ohne Augen, Nase und Mund aus und verlieren dadurch nicht an Aussagekraft. Teilweise scheinen zu viele Details die Aufmerksamkeit eher auf Nebensächlichkeiten zu lenken, deshalb gilt: Oft ist weniger mehr!

Selbstverständlich gibt es aber auch Situationen, in denen man gerne eine Stimmung oder Gefühle bei bestimmten Figuren zum Ausdruck bringen möchte. Austin Kleon hat ein schönes Modell (http://austinkleon.com/2009/07/27/how­to­draw­faces/) entwickelt, das es einem leicht macht mit, einfachen Mitteln verschiedene Gesichtsausdrücke auszuprobieren.

Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder sind direkt auf einem Tablet entstanden. Normalerweise entstehen Sketchnotes eher auf Papier.

Im nächsten Teil dieser Serie sollen ein paar Apps und andere Helfer vorgestellt werden, die genutzt werden können, Sketchnotes digital zu erstellen oder analoge Sketchnotes webfähig zu machen.


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Ralf Appelt ist, als Diplom Pädagoge und Master of Arts, unterwegs an den Schnittstellen von Medien, Bildung und Design. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Organisationsentwicklung, Moderation und Visualisierung. Foto von privat, nicht unter freier Lizenz.