PB026: Gibt es echte Partizipation nur offline?

Shape-the-Future-Logo, nicht unter freier Lizenz.
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#pb21-Podcast mit Diana Foels und Ole Jantschek vom Projekt Shape the Future

 

In Frankfurt und Berlin beteiligen sich Jugendliche an der Gestaltung ihres Bezirks. Im Gespräch mit Guido Brombach zeigen Diana Foels und Ole Jantschek, wie Partizipation von Jugendlichen gelingen kann. Digitale Medien sind dabei ein wichtiger Baustein – reichen aber alleine nicht aus.

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Shape the Future
Dieser Podcast ist einer von vier Podcasts über den Projektverbund Shape the Future. Weitere Infos und die Vorstellung aller Projekte sind auf der Projekt-Homepage zu finden.

Wenn Jugendliche ihre Arbeiten aus seinen Bildungsangeboten auf sozialen Netzwerken verbreiten, ist das für Ole Jantschek ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen die Themen zu ihren Themen gemacht haben. Die Jugendlichen zeigen damit laut Jantschek: „Ich bin stolz darauf. Das teile ich mit anderen.“ Und umgekehrt gilt für Jantschek: „Wenn ich das nicht mache, dann bin ich selbst auch nicht so recht überzeugt davon.“ Im Rahmen des Projektverbunds Shape the Future hat Ole Jantschek mit Jugendlichen in Frankfurt am Projekt Mach’s grün gearbeitet. In Vorbereitung auf Frankfurts Bewerbung als Grüne Hauptstadt Europas sollten Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung in die Öffentlichkeit hineingetragen werden. Ole Jantschek nahm dies zum Anlass, mit Jugendlichen verschiedene Workshops durchzuführen, unter anderem „Bauen in der Zukunft“, „Verdichtung der Stadt“ und „Mehr grün im Stadtbild“. In ihrem Projektblog wurden die verschiedenen parallelen Aktionen dokumentiert, für eine breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht und als Grundlage für den Austausch mit städtischen Partnern genutzt.

Diana Foels
Diana Foels arbeitet bei der
Drehscheibe für Kinder- und Jugendpolitik in Berlin
. Das Projekt der Stiftung SPI sieht ihren Auftrag darin, das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation politisch und gesellschaftlich zu verankern. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Durchführung von konkreten Beteiligungprojekten.

Ole Jantschek
Ole Jantschek ist Studienleiter für gesellschaftspolitische Jugendbildung an der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main. Im Rahmen des Projektverbundes Shape the Future hat er in einem Projekt zur Stadtentwicklung die Vereinbarkeit digitaler Medien mit seiner eigenen Bildungspraxis erprobt.

Innerhalb dieser organisierten Partizipation entstünden Schlüsselmomente, so Jantschek. Die Jugendlichen merken dann, dass „das jetzt Spaß macht und dass da andere sind, die auch motiviert sind und das wir da jetzt etwas Gemeinsames machen.“ Zum Beispiel, indem die Jugendlichen ihre Themen über das Netz verbreiten.

Das Projekt von Diana Foels unterstützt Jugendliche dabei, sich niedrigschwellig an der Stadtentwicklung in Berlin-Mitte zu beteiligen. Auf der Website können Jugendliche Orte auf einer Karte verzeichnen, für die sie Ideen, Kritik oder konkrete Veränderungswünsche haben. Die Initiatoren unterstützen dann dabei, Kontakte mit den zuständigen Einrichtungen zu knüpfen. Die Jugendlichen werden bei Gesprächen unterstützt und im Idealfall entstehen längerfristige Kontakte und damit die Basis, um gemeinsam Projekte im Bezirk umzusetzen. Diana Foels und ihre Mitarbeiter bieten den Jugendlichen damit einen Einstieg in Partizipationsprozesse. Davor jedoch müssen die Jugendlichen schon selbst Interesse für Veränderungen im Stadtteil zeigen. Die Drehscheibe der Kinder- und Jugendpolitik bietet dazu zum Beispiel ein Rallye an, die Kinder und Jugendliche für Problemstellen im Bezirk sensibilisiert. „Kleine Kinder und Jugendliche müssen ständig neu unterstützt werden“, so Diana Foels. Es geht den Projektinitiatoren darum, Kinder und Jugendliche auf Möglichkeiten von Partizipation aufmerksam zu machen und diese Prozesse zu begünstigen, indem Unterstützung geleistet wird.

Sowohl Ole Jantschek als auch Diana Foels engagieren sich damit in Projekten, die Jugendliche dazu motivieren, selbst für ihre Bedürfnisse aktiv zu werden. Beide nutzen hierfür digitale Medien. In Frankfurt arbeiten die Jugendlichen innerhalb der Workshops zum Beispiel mit kollaborativer Software. Darüber hinaus steht die Mitnahme der Projektthemen in das Soziale Web für Ole Jantschek für das wirkliche Interesse der Jugendlichen an den Themen. „Für politische Jugendbildung heißt dies, dass die digitalen Medien insbesondere als ein zusätzliches Artikulationsmittel genutzt werden können. Die digitalen Wege ermöglichen neue Ausdrucksmöglichkeiten, beispielsweise Bilder, und machen es einfach, diese für andere zugänglich zu machen.“

Diana Foels und Ole Jantschek sind sich einig, dass die digitalen Medien eine Ergänzung bleiben. Denn Botschaften und das Gefühl von Beteiligung entstünde erst „bei face-to-face-Aktionen, bei denen kreative Arbeit mit den eigenen Händen geleistet wird.“ Ein Online-Portal allein motiviere Jugendliche, genauso wenig aber auch Erwachsene, nicht dazu, sich politisch zu engagieren. Diese Angebote nutzen oft nur diejenigen, die auch vorher schon politisch interessiert waren. Darüberhinaus entstehen durch die mögliche Anonymität im Netz sowohl neue Möglichkeiten wie auch Probleme. Die Jugendlichen äußern zwar schneller Kritik. Aber ohne Namen ist es für die Initiatoren kaum möglich, reale Kontakte herzustellen.

Für beide Projektinitiatoren bleiben der persönliche Kontakt zu den Jugendlichen und von Anfang an klar formulierte Zielsetzungen die effektivste Möglichkeit, Jugendliche auch langfristig für Beteiligung zu interessieren. Auf einer solchen Basis kann dann überlegt werden, wie mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten die beginnende Partizipation noch weiter unterstützt werden kann.


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Tessa hat im August 2013 ihr Lehramtsstudium mit den Unterrichtsfächern Mathematik und Sport an der Universität Hamburg abgeschlossen. Sie hat sich während des Studiums insbesondere mit alternativen Formen von Schule und Lernen auseinandergesetzt. Die Verbindung von Lernen und Digital gehörte zu ihren liebsten Themen, was im Experiment gipfelte, das Studium papierfrei und iPad-zentriert abzuschließen. Tessa beschäftigt sich nun ohne Uni und Schule weiter mit diesen Themen.