Kollaboratives Schreiben I: Überblick

Kollaboratives Schreiben bedeutet: gleichzeitig am selben Textdokument zu schreiben. Vor dem Internet war das nur schwer möglich. Online gibt es verschiedene Möglichkeiten, Menschen zeitgleich (oder zeitversetzt) am selben Inhalt arbeiten zu lassen.

Für den Bildungsbereich ist das Arbeiten mit Texten auch im digitalen Zeitalter noch von zentraler Bedeutung. Das betrifft sowohl die konkrete Bildungsarbeit mit Teilnehmenden z.B. das gemeinsame Erstellen von Inhalten, aber auch die organisatorisch-koordinatorische Arbeit, z.B. das Verfassen von Konzepten, Protokollen und Berichten.

In einer fünfteiligen Artikelreihe stellt localhost/pb21-backup/htdocs die wichtigsten Werkzeuge für kollaboratives Schreiben vor. Dabei schauen wir nicht nur auf die Funktionen und technischen Voraussetzungen, sondern auch auf mögliche Einsatzszenarien im Bildungszusammenhang.

Kollaboratives Schreiben I: Überblick

Warum und zu welcher Gelegenheit ist kollaboratives Schreiben interessant?

Das gemeinsame Schreiben kann motivierend wirken, Menschen können ihre Kenntnisse einbringen, sich als ein wichtiger Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen, die zusammen Inhaltliches erarbeitet. Wenn das ein gewünschter Effekt ist, sollte mit Namen gearbeitet werden, so dass die AutorInnen identifizierbar sind. Andersherum muss man sich vorher überlegen, wie man damit umgeht, dass ein Text von vielen, nicht identifizierbaren AutorInnen stammt, wenn ohne Namen gearbeitet wird.
Innerhalb der Organisation oder Institution eingesetzt, kann kollaboratives Schreiben Offenheit und Partizipation fördern – beides wird natürlich auch bei einem Einsatz nach außen signalisiert.

Kooperation oder Kollaboration?

Mit dem Begriff Kollaboration wird im Deutschen zurückhaltend umgegangen. Wie unterscheiden sich die Bedeutungen von Kollaboration und Kooperation?

Kollaboration ist z.B.: einen Kuchen zusammen backen. Dem Endprodukt kann man nicht mehr ansehen, wer genau was beigetragen hat. Die Zusammenarbeit ist also zusammen im Sinne von „gemeinsam“ (to share).

Kooperation ist z.B.: ein Staffellauf. Das Ergebnis stammt von mehreren Teammitgliedern gemeinsam, aber es ist deutlich, wer welche Teilleistung beigesteuert hat und wo die Schnittstellen untereinander lagen. Die Zusammenarbeit ist also zusammen im Sinne von „aufgeteilt“ (to divide).

Beim gemeinsamen Schreiben ist die Zusammenarbeit je nach Fall irgendwo zwischen Kollaboration und Kooperation anzusiedeln. Ein Text kann z.B. in mehrere Abschnitte aufgeteilt werden, die jeweils von einer Person erarbeitet und dann abschließend zusammengefügt werden – eindeutig kooperativ. Wenn auf der anderen Seite mehrere Personen innerhalb desselben Textteils arbeiten, so handelt es sich um kollaboratives Schreiben. Für das Schreibwerkzeug bedeutet das: Für kollaborativen alle gleichzeitig Zugriff auf dasselbe Dokument. Bei der Kooperation können die Bausteine auch gech getrennt erarbeitet und dann zusammengefügt werden. Allerdings kann auch die Kooperation in einem gemeinsamen Dokument erfolgen, in dem jeder dann einen eigenen Abschnitt „für sich hat“. So können die Beteiligten bereits im Prozess sehen, was die Mitstreiter machen.

Wo erfolgt die Koordination?

Für Zusammenarbeit braucht es immer auch eine Meta-Ebene der Koordination, auf der Konventionen zum einen zum Zusammenarbeiten, zum anderen zum Inhaltlichen ausgehandelt werden. Pauschal lässt sich sagen: Je kollaborativer die Arbeit angelegt ist, desto anspruchsvoller ist die Koordinationsebene.
Wenn nicht alle Beteiligten beim Arbeiten in einem Raum sitzen, per Telefon verbunden oder über ein anderes ergänzendes Medium miteinander verbunden sind, so muss diese Meta-Ebene ebenfalls im Werkzeug hergestellt werden, z.B. über einen Chat (wie im Etherpad) oder einen „Meta-Abschnitt“ im Dokument selber.

Welches ist das richtige Werkzeug für welchen Zweck?

In den nächsten Teilen dieser Artikelreihe werden drei unterschiedliche Ansätze vorgestellt, die jeweils eigene Vor- und Nachteile bieten. Dabei schauen wir nicht nur auf die Funktionen und technischen Voraussetzungen, sondern auch auf mögliche Einsatzszenarien im Bildungskontext.

AutorInnen

Dieser Text ist von Guido Brombach, Ute Demuth und Jöran Muuß-Merholz kollaborativ mit einem Etherpad geschrieben worden. Die Entstehungsgeschichte lässt sich auf http://openetherpad.com/epad-artikel nachvollziehen.


Creative Commons Lizenzvertrag Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autor: Guido Brombach, Ute Demuth, Jöran Muuß-Merholz für pb21.de

Jöran ist Diplom-Pädagoge und freiberuflich in verschiedenen Bildungsbereichen aktiv. Am liebsten mag er Schnittmengen aus 1. Bildung / Lernen, 2. Medien / Kommunikation und 3. Management / Organisation.