Kollaboratives Schreiben III: Wikis

Prominentestes Beispiel für ein Wiki ist sicher die Wikipedia. An ihr lassen sich die zu gestaltenden Rahmenbedingungen für die gemeinsame Textproduktion gut zeigen: Wer entscheidet darüber welche Versionen veröffentlicht werden, gibt es Qualitätskriterien und wenn ja, wie kommen die zu Stande?

Im Bildungsbereich können Wikis für die Zusammenarbeit während, zwischen und nach Veranstaltungen genutzt werden sowie als Dokumentation dienen. Letzteres gilt in zweierlei Hinsicht: Zum einen wird der Kommunikationsprozess dokumentiert, zum anderen die erarbeiteten Ergebnisse.

Wikis sind eher für den längerfristigen Einsatz gedacht: Sie dienen beipielsweise in Unternehmen und Organisationen als Wissensspeicher. Sie ermöglichen es, gemeinsam Themen zu erschließen sowie Wissen zu erhalten und weiterzugeben.

Was ist ein Wiki?

Ein Wiki besteht aus drei Teilen: dem Text, an dem gemeinsam geschrieben wird und
einem Bereich, in dem die vorherigen Versionen gespeichert werden sowie
einer Diskussionsseite, auf der die Inhalte diskutiert werden können.

Erweiterte Funktionen

Es ist möglich unterschiedliche Rechte zu vergeben und mit Pseudonymen, Klarnamen oder auch ganz ohne Anmeldung zu arbeiten. In der Rechtevergabe ist es sinnvoll, dass die Möglichkeiten, die Nutzung zu begrenzen, kommuniziert werden und allen klar ist, warum sie was (nicht) dürfen. Wer entscheidet letztendlich, welche Version stehenbleibt? Unabhängig davon, wie das geregelt ist, muss es für alle Beteiligten transparent sein.

Wozu kann man Wikis einsetzen?

Gemeinsam kann Text produziert und über dessen Inhalte diskutiert werden. Im Vergleich zum Etherpad ist die Nutzung eher langfristig gedacht, beispielsweise zur Dokumentation von Projekten oder Bildungsveranstaltungen – ein Wiki kann aber auch schon als Ideensammlung gute Dienste leisten.
Es unterstützt die Strukturierung des gemeinsam Erarbeiteten (besser als Etherpads) und kann Teil des Innovationsmanagements einer Organisation sein.
In Bildungszusammenhängen kann ein Wiki zwischen zwei Veranstaltungen die Möglichkeit geben, weiterzuarbeiten und zu diskutieren. Ein Bericht aus der Praxis findet sich hier.
An den Beispielen kann man erkennen, dass Wikis besonders beliebt sind, wenn es um das Zusammentragen von klar gliederbaren Wissensteilen geht. Glossare, (kleine) Lexika etc. eignen sich hervorragend. In der Netzwelt werden z.B. auch Fanseiten von TV-Serien mit Wikis erstellt, weil eine klare Systematik (Folgen, Schauspieler, Orte etc) abbildbar ist.

Was ist beim Einsatz zu beachten?

Wichtig ist (siehe auch den Etherpad-Artikel) das Wiki im Seminar zu erklären und/oder eine Anleitung zur Verfügung zu stellen. Das erhöht die Sicherheit auf Seiten der Teilnehmenden. Auch ein Testen ohne Verbindung zu einer inhaltlichen Aufgabe („Spielwiese“) ist empfehlenswert.

Was muss man während des Prozesses beachten?

Textstruktur / inhaltliche Vorgaben

Die Einbettung in die Bildungsveranstaltung bzw. das Projekt sollte deutlich gemacht werden: Über was genau wollen wir schreiben? Gibt es Leitfragen? Wie lange soll das Projekt dauern, bis wann soll es (Zwischen-)Ergebnisse geben?
Text im Wiki ist im Vergleich zum Etherpad leicht zu strukturieren, weil unter einer (Internet-)Adresse alles zu finden ist – wenn es sinnvoll ist, thematisch etwas zu trennen, macht man einen neuen Artikel auf.

Gleichzeitiges oder versetztes Arbeiten

Ein Wiki eignet sich eindeutig besser zum versetzten Arbeiten. Es ist dazu gedacht, sich mit dem Text der anderen auseinanderzusetzen, das braucht Zeit. Beim gemeinsamen Schreiben kann es zudem passieren, dass Texte der anderen gelöscht werden (vorher ausprobieren!).

Autorenschaft

In Wikis, die über einen längeren Zeitraum laufen, ist die Autorenschaft wichtig. Im Laufe der Zusammenarbeit erschreiben sich die Teilnehmenden eine Reputation, die auch in den Diskussionen zu Inhalten und verschiedenen Versionen eine Rolle spielen kann.

Wie komme ich zu einem Wiki?

Zunächst muss entschieden werden, ob das Wiki im Netz stehen oder auf dem eigenen Server (Intranet) angeboten werden soll.
Wer erstmal testen will, kann das hier tun: http://www.wikispaces.com/
Wikispaces bietet die Möglichkeit offene und geschlossene Wikis einzurichten.
Wikisoftware im Vergleich (für den eigenen Server): http://www.wikimatrix.org/
Die verbreiteste Software ist zur Zeit Mediawiki, welche auch von der Wikipedia genutzt wird. Sie ist besonders einfach zu installieren und zu bedienen, verfügt aber z.B. kaum über Optionen, Nutzern verschiedene Rechte einzuräumen. Mediawiki ist freie Software.

Vorteile / Nachteile

  • Wikis sind eine gute Möglichkeit, Inhalte über einen längeren Zeitraum gemeinsam zu entwickeln und zu diskutieren
  • je nach Wiki kann das Handling ein Hindernis sein, die Nutzung ist nicht so einfach wie die eines Etherpads
  • insbesondere das Rechtemanagement (wer darf was schreiben, editieren, löschen usw.) erfordert Vorkenntnisse

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Creative Commons Lizenzvertrag Dieser Artikel steht unter der CC-by-Lizenz (mehr dazu). Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: CC-by-Lizenz, Autor: Ute Demuth für pb21.de

... interessiert sich dafür, wie sich die wandelnde Mediennutzung und Kultur, Gesellschaft und Politik gegenseitig beeinflussen. Seit Ende der 90er ist sie als Freiberuflerin in der politischen Erwachsenenbildung unterwegs und arbeitet zum Beispiel für das Forum Politische Bildung des DGB Bildungswerks. Außerdem schult und berät sie Betriebs- und Personalräte zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und zum Einsatz elektronischer Medien. Sie veröffentlicht regelmäßig zu ihren Themen.