Daten rein, Daten raus? Datenportabilität – Teil II: Online-Services und ihre Data Portability-Möglichkeiten

Nachdem wir in Teil I dieser Artikelreihe die Idee, Ziele und Probleme von Data Portability vorgestellt haben, wird es an dieser Stelle konkret: Was genau leisten die gängigen Online-Services im Hinblick auf Data Portability? Hier eine Übersicht über Google, Facebook, Twitter, delicious und flickr. Außerdem beantworten wir die Frage: Wie ist es eigentlich mit der „Umzugsfähigkeit“ von E-Mail-Dienste bestellt?

Am Donnerstag, 02.02.2012 hat Christian Scholz im WebTalk „Wie bleibe ich Herr meiner Daten bei Facebook, Google & Co?“ seine Thesen zur Diskussion gestellt. Die Aufzeichnung des WebTalks finden Sie hier.

Google

Google hat schon recht früh auf Data Portability gesetzt und dazu die sogenannte Data Liberation Front ins Leben gerufen. Dort sind zu fast jedem Service von Google Tools für den Import und Export zu finden. So kann man mit Google Takeout z.B. sein komplettes Google Plus-Archiv, Picasa Web-Alben und noch vieles mehr exportieren.

 Teil I der Reihe: Der Hintergrund

Auch das Löschen seines Kontos ist möglich.

Facebook

Facebook bietet in den Kontoeinstellungen eine Möglichkeit ein Archiv seiner Daten auf Facebook zu exportieren. Enthalten sind alle Bilder, inzwischen auch in der Originalauflösung, alle Wall-Posts, alle Events usw. Auch die Kontakte sind enthalten, wenn auch in den meisten Fällen nur der Name ohne weitere Kontaktinformationen (es sei denn, die Person hat ihre E-Mail freigeschaltet). Ein Nachteil ist allerdings, dass diese Informationen nur als HTML-Datei exportiert werden. Auch die Zuordnung von Kontakten zu Freundeslisten fehlt. Für einen Import, z.B. in einen E-Mail-Dienst, eignet sich dieses Format kaum.

Speziell auf den Import zugeschnittene Tools gibt es allerdings nicht. So kann man die Daten, die man exportiert hat, nicht einfach wieder einlesen. Zwar kann man seine Bilder natürlich über den normalen Bild-Upload hochladen, jegliche Meta-Informationen wie Albenzugehörigkeit gehen dabei aber verloren.

Auch der Import von Kontakten ist nur über die bekannte Adressbuch-Abgleich-Funktion möglich, die zuvor exportierte Freundesliste eignet sich dafür nicht.

Dafür ist das Löschen seines Accounts bei Facebook inzwischen möglich. Weitere Informationen dazu gibt es z.B. beim Facebook-Privacy-FAQ von heise.

Twitter

Bei Twitter sieht es mit Data Portability leider weiterhin etwas jungfräulich aus. So gibt es keine Möglichkeit all seine je getätigten Tweets zu exportieren (oder auch nur anzuzeigen) oder Meldungen von anderen Diensten gar zu importieren. Auch die Follower-Liste ist nicht exportier- oder importierbar, ausser über den üblichen Adressbuch-Abgleich. In Zeiten, wo man nicht mehr von jedem die E-Mail-Adresse hat, ist dies aber nur eine sehr eingeschränkte Möglichkeit.

Dafür aber kann man seinen Account löschen.

delicious

Bookmarking-Dienst delicious bietet Import sowie Export von Bookmarks an. Auch das Löschen eines Accounts ist ohne Probleme möglich.

flickr

Bei flickr sind Import und Export leider nur begrenzt von Haus aus möglich. Natürlich kann man recht einfach Bilder hochladen, ein komplettes Archiv mit Alben muss man allerdings per Hand nachsortieren. Und beim Export beschränkt sich flickr auf den Download von einzelnen Bildern.

Kommentare oder Kontakte bleiben komplett aussen vor. Das soziale Netzwerk kann also, wie bei den meisten anderen Services, nicht mit migriert werden.

Es gibt allerdings das Tool migratr, was helfen kann, zumindest seine Bilder zwischen den verschiedenen Foto-Sharing-Sites zu transferieren.

Seinen Account löschen kann man auf der Account-Seite.

E-Mail-Dienste

Bei der Nutzung von E-Mail-Diensten ist wohl hauptsächlich das Adressbuch interessant. Ungern will man wohl seinen ganzen Freundeskreis oder seine beruflichen Kontakte erneut eintippen.

Zum Glück ist das für diese Daten normalerweise kein Problem, denn sowohl t-online, web.de oder GMX bieten sowohl den Export und auch den Import des Adressbuchs an, t-online sogar mit Synchronisationsfunktion für Smartphone oder Outlook.

Anders sieht es da schon mit ggf. den vorhandenen E-Mails aus. Diese lassen sich oftmals nicht einfach von einen Server auf den nächsten verschieben, zur Not kann man aber in den meisten Fällen die E-Mails mit einem E-Mail-Programm wie Outlook oder Thunderbird auf den eigenen Rechner laden und dort archivieren.

Haben Sie Erfahrungen mit der Datenportabilität von weiteren Diensten gemacht? Wir freuen uns über Erfahrungsberichte, Hinweise und Fragen in den Kommentaren!


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Diplom-Informatiker Christian Scholz ist Web-Entwickler mit dem Fokus auf Open Source und Mitinhaber der COM.lounge GmbH. Er bloggt unter mrtopf.de und ist auf Twitter unter @mrtopf zu finden. Weiterhin engagiert er sich bei den Themen Open Government, Open Data und Bürgerbeteiligung.