Webschau September 2012

Grafik „Webschau“ von Ralf Appelt für pb21.de unter CC BY 3.0 DE.
Grafik „Webschau“ von Ralf Appelt für pb21.de unter CC BY 3.0 DE.

In dieser Webschau machen wir auf einen Artikel aufmerksam, der die Erinnerungskultur rund um den 11. September beleuchtet, wir weisen auf eine interessante Diskussion zu neuen Formen der Beteiligung hin und schauen auf die Debatte um Bettina Wulff und das Internet.

Lesetipp: Neue Formen der Bürgerbeteiligung

„Bürgerbeteiligung ist für alle da“, so der Titel des Beitrags von Christian Ströbele zu der Diskussion, die auf theeuropean.de geführt wird. Der Grünen-Politiker schreibt: „Demokratie braucht Zuwendung der BürgerInnen. Gesellschaftliches Engagement […] braucht allgemeine Anerkennung. Dafür müssen Freiräume geschaffen werden durch eine effektive Grundsicherung, freien und einfachen Zugang zu allen relevanten Informationen und Beschränkung der Lohnarbeitszeit.“ Anke Domscheidt-Berg mahnt zur Geduld, die Instrumente zur Beteiligung stünden noch am Anfang der Entwicklung. Auch Piratin Marina Weisband schreibt, dass „Demokratisches Fahrradfahren“ erstmal gelernt werden müsse: „Möglicherweise brauchen wir eine ganze Generation Zeit, um gute und informierte Beteiligung zu erreichen.“
#buergerbeteiligung #demokratie #zeit


Kurzmeldungen

Wie viel Netzzensur muss sein?

Das fragen sich anlässlich des Gewaltausbruchs in der arabischen Welt Konrad Lischka und Christian Stöcker auf spiegel.de. Die zu Google gehörende Video-Plattform Youtube hat den Clip, der zu den Unruhen führte, in einigen Ländern vom Netz genommen.
Nach welchen Kriterien entscheiden Konzerne, die einen großen Teil des Internets kontrollieren so etwas? „Die Konzerne setzen Werte durch. Manchmal die der Länder, in denen sie operieren. Und manchmal ihre eigenen. […] Die Konzerne sollten transparent handeln, die eigenen Filterkriterien offenlegen, zur Diskussion stellen und sie verlässlich anwenden.“
#netzzensur #filterkriterien

9/11 – Standardisierte Erinnerungskultur im Netz?

Einige Formen des digitalen Erinnerns werden auf politik-digital.de vorgestellt. Das das 9/11-Memorial in New York hat beispielsweise ein Infoblatt mit Tipps herausgegeben: Für die aufgeführten Kanäle (z. B. Twitter) werden Vorschläge zur Kommunikation am Gedenktag gemacht. Es werden sogar vorgefertigte Einträge für den eigenen Blog angeboten.
#9/11 #erinnerung

Bundestag erlaubt Pseudonyme bei Online-Petitionen

Das elektronische Petitionssystem des Parlaments ist überarbeitet: „Über ein neu gestaltetes Diskussionsforum hinaus gibt es eine Neuerung beim Datenschutz: Nutzer können bei der Zeichnung einer Petition statt ihres Klarnamens auch ein vom System vorgegebenes Pseudonym verwenden“, berichtet u.a. heise.de.
#pseudonyme #epetition

Neue Formen der Teilhabe – am Beispiel der Zukunftskammern

Auf der Debattenseite des DGB („Gegenblende“) schreibt Claus Leggewie zum Thema Bürgerbeteiligung und dem Modell der Zukunftskammern. In dem ausführlichen Beitrag (zugegeben: ein verkappter Lesetipp) stellt er bisherige Prozesse der Bürgerbeteiligung dar. Seine Zukunftskammern weisen Wege auf, parlamentarische Entscheidungsprozesse zu optimieren (via politik-digital.de).
#leggewie #zukunftskammern #buergerbeteiligung

Ein Jahr „Frag den Staat“

Vor einem Jahr haben wir hier die Plattform „Frag den Staat“ vorgestellt. Zum ersten Geburtstag schreibt nun zeit.de: „Nicht immer gelingt es ‚Frag den Staat‘, den Bürgern wirklich zu ihrem Informationsrecht zu verhelfen. Das ist nicht den Seitenbetreibern anzulasten, sondern der Umständlichkeit und Widerständigkeit der Behörden. Auch wenn die Antwort ausbleibt, kann eine Anfrage über ‚Frag den Staat‘ sinnvoll sein. Denn auf diese Weise wird die schlechte Informationspolitik einiger Behörden offengelegt. Für sie steigt so der Druck, transparenter zu arbeiten.“
#fragdenstaat #transparenz

Campus Party: Freiheit statt Freibier

Einer Höhepunkte der Campus Party Europe in Berlin war der Auftritt vom WWW-Begründer Tim Berners-Lee: Seine dringende Empfehlung ist, das Netz dezentral zu halten. fr-online.de berichtet: „Nur die Verteilung von Informationen auf verschiedene Plattformen schütze das Netz vor Angriffen. Die gebe es mehr denn je: ‚In manchen Ländern sind die Unternehmen das Problem, in anderen die Regierungen, und in manchen beide zusammen. Schaut genau hin‘. Frei sein solle das Netz übrigens im Sinne von ‚Freiheit‘, nicht von ‚Freibier‘, Musiker und andere Kreative sollten von ihrer Arbeit ihre Familien ernähren können.“
#berners-lee

2 x Staat im Netz

Die Arbeitsagentur sieht zunächst davon ab, soziale Medien zu nutzen: Mangelnder Datenschutz und „ethische Fragen“ würden dagegen sprechen, so BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Zudem sei nicht geklärt, ob eine „Rund-um-die-Uhr-Präsenz“ erforderlich sei. In einigen Monaten soll aber neu geprüft werden.
Das Open-Data-Portal von Bund, Ländern und Kommunen wird voraussichtlich Anfang 2013 seinen einjährigen Probebetrieb aufnehmen. Die zuständige Staatssekretärin erwartet von der Öffnung der behördlichen Datenbestände „einen wirtschaftlichen Schub und viele Ideen“ sowie einen „Kulturwandel“ in der Verwaltung.
Beide Meldungen über heise.de.
#opendata #arbeitsagentur

Der Fächer des Quasselns

So nennt telepolis.de in der Rubrik „Neben der Spur“ den Social Media Fächer von Sten Franke, der gerade aktualisiert wurde. Man komme zu der Erkenntnis: „Es gibt doch irgendwie mehr als Facebook und Twitter. […] Etwa 200 Kanäle, aufgeteilt in 25 Einzelbereiche, zeigt der bunte Reigen. Wen die üblichen Elefanten, die natürlich auch hier zu finden sind, doch mit der Zeit etwas langweilen sollten, der kann sich ja auf einem oder mehreren Kanälen dieser Auflistung vergnügen.“
#quasseln


Debatte: Suchmaschinen und Journalismus

Bettina Wulff versucht Google daran zu hindern, ihren Namen durch die Autocomplete-Funktion mit Begriffen wie „Rotlichtmilieu“ zu ergänzen. Michael H. Spreng schreibt auf seinem Blog sprengsatz.de: Das Internet sei „auch eine riesige Denunziations- und Verleumdungsmaschine“. Und: „Die Konsequenz aus dem Fall Bettina Wulff kann nur sein, das Internet endlich kritischer zu sehen und nicht bei jedem Versuch, unsere Rechtsordnung auch dort durchzusetzen, reflexartig Zensur zu rufen. Es wäre ein zivilisatorischer Rückschritt, wenn es im Internet weiter erlaubt würde, die Regeln unseres Zusammenlebens außer Kraft zu setzen.“

In diesem Artikel auf spiegel.de wird genauer geguckt, nach welchen Kriterien (Algorithmen) Google Suchvorschläge macht: „Es drängt sich der Eindruck auf, dass Googles Position bei Eingriffen in Treffer und Vorschläge der Suchmaschine je nach dem Einfluss der Betroffenen wechselt. Links zu vermeintlichen Raubkopien versteckt der Konzern, solche auf Persönlichkeitsverletzungen nicht.“

#wulff #google


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Ute Demuth für pb21.de.
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... interessiert sich dafür, wie sich die wandelnde Mediennutzung und Kultur, Gesellschaft und Politik gegenseitig beeinflussen. Seit Ende der 90er ist sie als Freiberuflerin in der politischen Erwachsenenbildung unterwegs und arbeitet zum Beispiel für das Forum Politische Bildung des DGB Bildungswerks. Außerdem schult und berät sie Betriebs- und Personalräte zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und zum Einsatz elektronischer Medien. Sie veröffentlicht regelmäßig zu ihren Themen.