Mindmaps – Online-Tools im Seminar einsetzen

Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).
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Strukturieren, Ideen sammeln, Wissen hervorholen, Zusammenhänge deutlich machen – Mindmapping steht in dem Ruf, das Schweizer Messer unter den Kreativitäts- und Visualisierungswerkzeugen zu sein. Die Varianten auf Papier und Flipchart sind hinlänglich bekannt und erprobt, doch bieten die Mindmap-Tools im Web noch ein bisschen mehr als nur ein Abbild des Geschehens auf Papier. Online-Zusammenarbeit, Weiterverwendung als Präsentation, Veröffentlichung und die Einbindung beliebig vieler weiterer Informationen sind die zentralen Vorteile der Web-Tools gegenüber dem Papier. Im Artikel werden drei Web-Tools vorgestellt und bewertet und Einsatzmöglichkeiten für die Bildungsarbeit aufgezeigt. Außerdem stellen wir den Dienst mindmeister in einem Video vor.

Wenn Sie mit den Grundlagen des Mindmappings bereits vertraut sind, können Sie gleich zu den Einsatzmöglichkeiten im Bildungsbereich oder zu den vorgestellten Web-Tools springen.
In diesem Video stellt unsere Autorin Maria-Christina Nimmerfroh exemplarisch die Arbeit mit mindmeister vor.

Warum Mindmapping?

Die Mapping-Techniken sind sehr populäre Techniken zur externen Visualisierung. Diese externen Repräsentationstechniken können als eine Art Übersetzungsprozess verstanden werden, bei dem das innere Bild des Wissens in Strukturen übersetzt wird. Zur Erstellung müssen die vorhandenen Wissensbestände deutlich reduziert werden, Zusammenhänge müssen dargestellt werden und somit muss erworbenes Wissen auch praktisch angewendet werden. Durch das Explizitmachen von Zusammenhängen werden neue Gebiete erschlossen. Im Ergebnis können so abstrakte Inhalte sinnlich erfahrbar gemacht werden.

Mindmaps werden in vielfältigen Kontexten erstellt und können überall dort von Nutzen sein, wo Wissen einen gewissen Komplexitätsgrad erreicht hat und Fragen an das Wissen aufgetreten sind – von der Frage „Wie soll ich mir das bloß merken?“ bis hin zu „Wie schreibe ich einen Artikel über Mindmap-Tools?“ Oder „Wie kann man die Staatsverschuldung im Euro-Raum verringern?“.

Die Regeln sind einfach

Die Erstellung von Mind Maps sind leicht zu erlernen. Der Erfinder Tony Buzan, ein britischer Mentaltrainer, nutzte die Vorstellung von der assoziativen Struktur des Gedächtnisses und entwickelte daraus die ursprünglich für Papier gedachte Technik. Auf einem unlinierten Papier (im Querformat) wachsen von einem zentralen Schlüsselbegriff aus die „Äste“. Jeder Ast bekommt einen weiteren Schlüsselbegriff, der den zentralen Begriff weiterführt oder erklärt; dieser wird direkt an den Ast geschrieben. Von diesen Gedanken können weitere „Äste“ ausgehen und diese Weiterentwicklung des Schlüsselbegriffes kann beliebig fortgeführt werden. Zusammengehörende Aspekte sollen in räumlicher Nähe dargestellt werden. Die Beziehung zwischen den Ästen bleibt eigentlich unbestimmt, jedoch setzen heute viele zusätzliche Verbindungen zwischen den Ästen zur Strukturierung ein. An den Knotenpunkten der Äste können sich Bilder, Symbole, Bezeichnungen oder andere Hinweise finden. Wichtig waren Buzan die assoziativen Verknüpfungen und eine phantasievolle Darstellung in vielen Farben.

Einsatzmöglichkeiten im Bildungskontext

Die zentrale Idee des Mindmappings ist, Wissen zu nutzen, das bereits da ist, das die Lernenden kennen oder gerade gehört haben (sollten). Man kann die beiden großen Ziele der Darstellung von Wissen und des Entwickelns von neuen Möglichkeiten unterscheiden.

Darstellung von Wissen

Mit Mindmaps kann vorhandenes Wissen abgerufen werden, um dann die Visualisierung zur Sicherung eines Lernerfolgs zu nutzen. Beispiele:

  • Wird eine Lerneinheit auf verschiedene Termine verteilt, können mit Mapping das Wissen jeweils wieder hervorgeholt werden.
  • Am Ende einer Lerneinheit kann das Wissen mittels Mapping visualisiert werden, um durch die neuartige Darstellung den Lernerfolg zu sichern.
    Diese beiden Varianten sollten mit den Lernenden realisiert werden. Bei der folgenden Form trägt der Lernende die Map vor.
  • Während Lerneinheiten können vom Lehrenden erstellte Maps die Struktur des Lerninhalts deutlich machen und den Lernenden im Wortsinn zeigen, wo sie sind. Diese Maps können vorbereitet sein oder während der Lerneinheit erstellt werden.
  • Mindmaps können auch verschiedene Quellen miteinander verbinden, um einen Diskssionsstand oder Argumentationen darzustellen. Beispiel: FAZ.net, Freitag.de und Telepolis haben einen „Faktencheck“ zum Thema Textilproduktion in Entwicklungsländern und Verantwortung der Verbraucher durchgeführt. Leser konnten Kommentieren und zusammen mit mehreren Experten haben die Redaktion recherchiert und im Ergebnis eine „Argumentkarte“ zusammengetragen. (Argumentkarte, Artikel. Die Karte soll aufzeigen, wo die großen Gegensätze in den Meinungen bestehen, wie die einzelnen Thesen begründet werden und wo es Mängel in der Argumentation gibt.

Entwickeln von Ideen

Mindmapping lässt sich auch als Kreativitätstechnik zur Ideengewinnung oder Ideenstrukturierung einsetzen.

Zu einem bekannten Problemfeld lassen sich mittels Mindmapping die Vorkenntnisse der Gruppe zusammentragen, um daraus die Kompetenzfelder der Gruppe oder neue Lösungsansätze zu generieren.

  • Als zentraler Schlüsselbegriff kann ein Problem genannt werden, zu dem konkrete Lösngsalternativen gesucht werden. Der Vorteil des Mindmappings gegenüber anderen Kreativitätstechniken wie Brainwriting oder 6-3-5 ist, dass beim Mindmapping die Ideen direkt in Kategorien sortiert werden und die so zeiteffizienter gearbeitet werden kann. Die Sortiertung und Detailtiefe über die Darstellung in Ästen führt auch dazu, dass einzelne Ideen konkreter ausgearbeitet werden als andere und daraus auch schon eine Bewertung der Ideen abgeleitet werden kann. Somit eignet sich diese Anwendung eher für bekannte Problemfelder als für völlig neuartige.
  • Sind bereits Ideen generiert worden, können diese mittels Mindmapping sortiert und dann bewertet werden.

Es geht noch mehr im Seminar

In der Seminarsituation sind natürlich noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar, indem Maps als Elemente in komplexeren Lernszenarien genutzt werden. So kann man Maps in World Cafés integrieren, indem vorgegeben wird, dass in dieser Form die Ergebnisse festgehalten werden sollen. So können Maps von Gruppe zu Gruppe weitergegeben und weiterentwickelt werden. Durch Einschränkungen in der Darstellung können auch neue Denkmuster erzwungen werden, indem  beispielsweise an den Knotenpunkten nur Symbole und Grafiken aber keine Worte stehen dürfen.

Webtools

mindmeister

Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).
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Mit mindmeister kann man arbeiten wie mit klassischen Desktop-Mindmapping-Tools. Besonders praktisch ist die Vielzahl an Shortcuts, auf die das Tool reagiert und die für geübte Mindmapper ein sehr zügiges Arbeiten ermöglichen. Für die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten gibt es eine große Zahl von Templates – von Projektplanung im beruflichen Kontext bis hin zur Konzeption von Essays im Bildungsbereich. Die einzelnen Stadien der Entwicklung der Map lassen sich auch als Präsentation abspeichern.

Zusammenarbeit: Die Maps können in einem geschlossenen Kreis oder für alle Internet-Nutzer zur Bearbeitung freigegeben werden. Die Bearbeiter müssen allerdings einen Account bei mindmeister haben, der sich schnell durch die Verknüpfung mit einem Facebook- oder Google-Account erstellen lässt. Die Maps lassen sich in bestehende Webseiten einbetten.

Die Basisversion mit drei Mindmaps ist kostenlos. Die Nutzung auf mobilen Endgeräten ist via Apps möglich.

Mind42

Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).
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Die komplett kostenlose Mindmapping-Plattform Mind42 besitzt alle klassischen Map-Funktionen, kommt allerdings im Vergleich mit anderen Web-Tools eher spartanisch daher. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind überschaubar. Die Bedienung ist schnell zu lernen und dank der Shortcuts lassen sich auch hier zügig komplexe Mindmaps erstellen. Zur Nutzung ist eine Registrierung notwendig. Die erstellten Maps lassen sich in verschiedene Formate wie Grafikformate oder pdf exportieren und sie können auch direkt veröffentlicht werden.

Zusammenarbeit: Zur gemeinsamen Bearbeitung der Maps können Nutzer per E-Mail eingeladen werden. Das macht allerdings die spontane gemeinsame Nutzung im Rahmen eines Seminars etwas umständlich.

Creately

Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).
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Creately sticht unter den Webtools zur Diagrammerstellung durch seinen enormen Funktionsumfang hervor. Man kann damit sehr vielfältige Arten von Diagrammen erstellen. Es ist in der Benutzung sehr stark angelehnt an Programme zur Erstellung von Flowcharts und sieht aus wie ein Office-Programm, so dass der Einstieg für alle in diesem Bereich Erfahrenen sehr leicht ist. Neben allen Arten von Mindmaps gibt es eine große Auswahl an Templates für viele weitere Anwendung wie Ablaufdiagramme, Fischgrätdiagramme, Familienstammbäume und Organigramme von Organisationen. Creatley eignet sich wegen des unüberschaubaren Funktionsumfangs nur dann für Seminarsituationen, wenn die Diagrammart vorgegeben ist.

Die Veröffentlichungs- und Exportfunktionen schließen verschiedene Dateiformate, die Freigabe in sozialen Netzwerken, die Einbettung auf Webseiten und in Google-Docs mit ein.

Zusammenarbeit: Die gemeinsame Bearbeitung von Diagrammen ist möglich über die Weitergabe eines Bearbeitungs-Links.

Eine Basisversion von Creately ist kostenlos. Allerdings sind die in der Basisversion erstellten Diagramme automatisch über das Internet zugänglich.


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Maria-Christina Nimmerfroh für pb21.de.
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Dipl.-Psychologin Maria-Christina Nimmerfroh ist tätig als Fachjournalistin für IT und Medien, als Dozentin in der politischen Erwachsenenbildung und als Lehrbeauftragte an Hochschulen. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Bereich Marketing/Öffentlichkeitsarbeit für Non-Profit-Organisationen, Organisationsentwicklung, Hochschuldidaktik und Wirtschaftspsychologie, insbesondere Markt- und Konsumpsychologie. Im Bereich Online-Lernen ist sie seit 1998 unterwegs und bildet auch selbst Online-Seminarleiter aus. Aktuell hat Maria-Christina Nimmerfroh Lehraufträge an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Fachbereich Wirtschaft und an der Bonner Akademie inne und führt für politische Stiftungen Online- und Präsenzseminare durch.