Mozilla Popcorn Maker – Web-Videos bereichern, remixen und teilen

Foto von o5com unter CC BY 2.0.
Foto von o5com unter CC BY 2.0.

Um vom Maiskorn zum Popcorn zu kommen sind ein paar kleine aber entscheidende Schritte nötig (Hitze, Öl, Salz oder Zucker). Ganz ähnlich verhält es sich mit Web-Videos – also Videos, die bereits auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo hochgeladen wurden. Typisches Problem: Ein Video, das für den Einsatz in individuellen Bildungskontexten geeignet sein könnte, erzählt leider nur die Hälfte der Geschichte oder wird vielleicht an den entscheidenden Stellen nicht deutlich genug. Um im Bild zu bleiben: Das Web-Video bleibt ein Maiskorn, während alle auf Popcorn warten.

Mit Hilfe des Mozilla-Projektes Popcorn können Web-Videos mit dem Internet verlinkt und vermischt werden können. Wir stellen die Funktionsweise des Popcorn Makers vor und zeigen die Arbeit damit anhand eines konkreten Beispiels in einem Video. Außerdem stellen wir Ihnen vier Ideen zum Einsatz im Seminar vor.

Die Bearbeitung von Filmen im Internet mit dem Popcorn Maker ermöglicht die Verlinkung von Web-Videos mit dem Internet und außerdem die Einbindung multimedialer Elemente – eine neue Art des Erzählens (Storytelling). Der Popcorn Maker erlaubt die Einbindung und Verlinkung von Web-Videos mit verschiedensten sozialen und digitalen Medien, so können Filme für die Bildungsarbeit (noch) sinnvoller und interaktiv nutzbar gemacht werden. Bei dem Popcorn Maker handelt es sich ausdrücklich nicht um einen herkömmlichen Video-Editor zur Nachbearbeitung von Filmmaterial. Vielmehr dient das Tool dazu, hochgeladenes Videomaterial zu bereichern und zu ergänzen. Hier ein Beispielvideo: WikiHowto make chocolate covered bacon.

Was ist der Popcorn Maker?

Der Popcorn Maker ist ein Mozilla Produkt, das im Rahmen des Mozilla Webmaker-Projekts veröffentlicht wurde. Er ist ein browserbasierter Medien-Editor, mit dem man zeitgesteuert beispielsweise Texte, Bilder, Twitter-Feeds, Karten oder Wikipedia-Artikel über Webvideos legen bzw. darin einbetten kann. Im Popcorn Maker selbst werden diese Elemente „Events“ genannt. Außerdem können Pausen und Schleifen in das Video eingebaut sowie Teile des Videos übersprungen werden.
Die Einbettung der verschiedenen Medien und Zeitschnitte funktioniert bequem per Drag & Drop (anklicken und an die gewünschte Stelle ziehen). Die einzelnen Elemente können in Videospuren (Layer) an der gewünschten zeitlichen Stelle platziert werden. Die Liste der verfügbaren Events zur Einbettung in das Web-Video umfasst z. B. Text, Popup, Google Maps, Twitter, Bilder oder Pausen. Die Einstellungen zur Einblendung können individuell angepasst werden. So kann eine Google Maps Karte beliebig lange im Video eingeblendet werden, auch die Position der Karten ist frei wählbar.
Im Popcorn Maker können Filme von den Plattformen YouTube und Vimeo bearbeitet werden. Auch andere Medien wie Soundcloud (Audiodateien) oder beliebige HTML5-Videos kann der Popcorn Maker zur Verarbeitung bereitstellen. Der Popcorn Maker kann ohne Registrierung ausprobiert werden. Zur Speicherung fertiger Videobearbeitungen ist eine Anmeldung notwendig. Eine Exportfunktion fertiger Popcorn-Remixes z. B. nach YouTube gibt es nicht. Der Remix bleibt nur über einen Popcorn generierten Link für die Öffentlichkeit erreichbar.

Popcorn in der Bildungsarbeit – Einsatzmöglichkeiten

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig – auch weil sich immer neue Möglichkeiten ergeben, je länger man mit dem Tool arbeitet. An dieser Stelle wollen wir vier Arbeitsansätze kurz beschreiben, um den Einstieg in das Tool einfacher zu gestalten.

Quiz Videos: Bisherige Erfahrungen zeigen, dass sich der Popcorn Maker z. B. dazu eignet, in Info-Videos Quiz-Fragen einzubauen. Die kurz eingeblendeten Fragen erhöhen die Aufmerksamkeit der Zuschauer und können über das Thema des Films hinausführen und zu weitergehenden Recherchen im Anschluss anregen. Die Fragen können mittels verschiedenster Events in das Web-Video eingebaut werden. Das Einfügen reiner Textfelder ist die offensichtlichste Möglichkeit, ebenso wie das Text-Popup; denkbar sind aber auch Event-Kombinationen, die zusätzliche Reize und Assoziationen setzen bzw. hervorrufen können: Ein Bild, ein Tweet, ein Wikipedia-Artikel – der Kreativität sind hier erstmal keine Grenzen gesetzt.

Workshop Tool: Zur Umsetzung von Gruppenarbeiten kann das Tool eine wichtige Ergänzung sein. Ein selbstgedrehtes Video kann von Teilnehmenden nach dem Upload ergänzt und bereichert werden. Eine Reise durch verschiedenste Länder und Städte der Welt kann im Film durch die Einbindung des Google Map Events visualisiert werden. In Präsentationsphasen können Links aus dem Video herausführen und den Teilnehmenden die Möglichkeit zur Erläuterung des Dargestellten dienen. Während das Video stoppt können Präsentierende Wort- und Redebeiträge einfließen lassen und Zuschauer ggf. aktiv in das Geschehen einbinden.

Netzwerke und Meinungen einbinden: Für den Fall, dass Teilnehmende ein tagesaktuelles Thema bearbeiten, können in Videobeiträgen auch Twitter Live-Feeds eingebunden werden, um die im Netz kursierenden Meinungen einzufangen und darzustellen. Beispiel: Würde eine Gruppe Teilnehmender sich mit dem Thema „Nationalsozialistischer Untergrund“ beschäftigen und ein Video dazu zeigen wollen, dann könnte über den Popcorn Maker der Hashtag #nsu in das Video eingebunden werden. Im Video selbst würden dann, an gewünschter Stelle, die aktuellen Tweets zu dem Thema erscheinen und so einen Eindruck direkt aus dem Netz abbilden.

Seminardoku für Abschlussbesprechungen und Evaluationen: Am Ende eines Projektes steht meistens der Rückblick. Um auf Ereignisse und Projekttage zurückzublicken, werden häufig Videos erstellt und dem Gesamtplenum gezeigt. Mit Hilfe des Popcorn Video Makers kann das Seminargeschehen zusätzlich bebildert werden, um einen Gesamteindruck zu erzeugen und auch auf Netzaktivitäten hinzuweisen.

Zum Urheberrecht
Wie so häufig bei der Arbeit mit dem Internet stellt sich auch hier die Frage nach Urheberrechten und dem Risiko, diese zu verletzen. Wir können an dieser Stelle auch keine eindeutige Antwort auf diese Frage geben, weil es zur Zeit keine gibt. Zum Mozilla Webmaker Projekt – zu dem z. B. auch der Hackasaurus gehört – gibt es eine ausführliche Beschreibung der Nutzungsbedingungen. Die Bestimmungen, die hier aufgelistet sind, sind allerdings sehr allgemein gehalten und geben nur bedingt Aufschluss darüber, was nach deutschem bzw. internationalen Recht erlaubt ist und was nicht. Eine Interpretation könnte lauten: Die Verwendung stellt urheberrechtlich kein Problem dar, weil das Video überhaupt nicht kopiert wird. Es wird das Originalvideo von seinem ursprünglichen Ort aus abgespielt und nur mit zusätzlichen Informationen ergänzt, als würde man eine transparente Folie mit zusätzlichem Inhalt über das Ursprungsvideo legen. Über die Verwendung des Tools bzw. über die Verbreitung der damit erstellten Ergebnisse muss der politische Bildner oder die Bildungseinrichtung im Einzelfall selbst entscheiden.

Und Ihre Ideen? Haben Sie Ideen oder sogar schon eigene Erfahrungen mit dem Einsatz von Popcorn Maker? Schreiben Sie uns davon in den Kommentaren unten, gerne mit Links zu Beispiel-Videos.


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Anselm Maria Sellen und Karsten Lucke für pb21.de.
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Studienleiter und Mitglied des Leitungsteams im Europa-Haus Marienberg (Seminarleitung, Planung und Organisation) – (internationale) Jugendseminare thinkeurope mit europapolitischem Schwerpunkt. Digitale Medien in Bildungskontexten. Auf Twitter unter @amsellen zu finden und zu verfolgen. Anselm bloggt unter amsellen.com Foto von Anselm Sellen unter CC BY 3.0 DE.