„Raus hier!” Mobiles Lernen mit Actionbound

Foto von Anselm M. Sellen unter CC BY 3.0 DE.
Foto von Anselm M. Sellen unter CC BY 3.0 DE.

Ein Erfahrungsbericht aus der Jugendbildungsarbeit

Die politische Bildung verabschiedet sich immer öfter aus geschlossenen Seminarräumen und wird „draußen“, „im echten Leben“ realisiert. Die Kategorie „mobiles Lernen“ auf pb21.de hat dazu schon verschiedene Apps und Werkzeuge in verschiedenen Artikeln zusammengefasst und beschrieben. Mit Actionbound kommt eine weitere App dazu, die sich gut in mobile Bildungskontexte einbinden lässt.

Actionbound ermöglicht die Erstellung interaktiver Schnitzeljagden für mobile Endgeräte, in die unterschiedliche mediale Elemente (Bilder, Videos, Maps, QR-Codes etc.) eingebaut werden können. Unter dem Strich ist ein Bound also eine digitale Rallye durch eine Umgebung Ihrer Wahl. Wie bei vielen anderen Tools auch geht es auch bei Actionbound darum, dass kleine Gruppen verschiedene Orte nacheinander aufsuchen, um dort Aufgaben zu lösen. Die unterschiedlichen Ziele können mit eigenen Bildungsinhalten „befüllt“ werden. Daher ist es für den Einsatz in der mobilen politischen Bildungsarbeit sehr gut geeignet. Was aber unterscheidet nun dieses Tool von anderen Anbietern ähnlicher Spielformate?

Bounds bauen

Grundsätzlich ist die Erstellung von eigenen Bounds auch ohne besonderes Vorwissen (html etc.) problemlos möglich, was die Nutzung auch für weniger netz- und technikaffine Pädagogen attraktiv macht. Auf dennoch auftretende Schwierigkeiten während der Bounderstellung antwortet das Actionbound-Team in der Regel schnell und zuverlässig.

Nach der Erstellung eines Accounts können im Editor eigene Bounds für die lokale Örtlichkeiten und Projekte zusammengebaut werden. Der Editor funktioniert browserbasiert – ein Software-Download ist nicht notwendig. Eine genauere technische Anleitung zum „Boundbau“ zeigt das folgende Video.

Nach der Fertigstellung einer Rallyeroute und den dazugehörigen Aufgaben, reicht ein einfacher Click auf „Bound veröffentlichen“, um ihn für Teilnehmende spielbar zu machen. Die Teilnehmenden müssen jetzt nur noch die App (iOS oder Android) aus den jeweiligen Stores kostenlos herunterladen und dann den fertigen Bound aus der App heraus auswählen. Ein Step-by-Step Videotutorial zur Erstellung eines Bounds haben wir für Sie zusammengestellt.

Bounds spielen

Der Einsatz im Seminarbetrieb hat funktioniert. Die Tatsache, dass ein Bound auch offline und ohne GPS-Geräte spielbar ist, wird dem eingefleischten Geocacher wahrscheinlich wenig behagen – Actionbound ist kein klassisches Geocaching-Tool, das auf der Nutzung von GPS-Daten basiert. Für Pädagogen/innen, die Wert auf GPS gesteuerte Spiel- und Lernphasen legen, kommt Actionbound daher wohl eher nicht in Frage.

Hintergrund
Actionbound startete 2012 als medienpädagogisches Abschlussprojekt, mit dem Ziel das Interesse von Kindern und Jugendlichen an neuen Medien zu nutzen und sie von ihrer oftmals passiven Konsumentenrolle in Richtung „Inhalteersteller“ zu motivieren. Betreut wird das Projekt von einem kleinen vierköpfigen Team.

Es gibt eine Reihe von Aufgabentypen aus denen im Editor gewählt werden kann: QR-Code scannen, Video drehen, ein Bild machen, Fragen beantworten, Aufgaben bei denen es kein richtig oder falsch gibt, Turniermodus etc. Für die Teilnehmenden kann damit eine abwechslungsreiche Schnitzeljagd zusammengestellt werden. Verschiedene öffentliche Bounds, die einen Eindruck von den unterschiedlichen Einsatzgebieten und Möglichkeiten vermitteln können, sind hier zu sehen. Bilder, Videos und Antworten der Gruppen werden auf den Geräten zwischengespeichert. Erst nach Beendigung des Bounds erfolgt die Aufforderung zum Upload der Daten, der dann nach der Rückkehr im Seminarraum gestartet werden kann. Die Ergebnisse sind nur über den Account des Bound-Inhabers einzusehen und daher nicht öffentlich. Persönliche Daten werden von Actionbound gespeichert (z.B. im Bound erstellte mediale Inhalte) und nur nach Absprache verwendet, so steht es in den Datenschutzbestimmungen des Betreibers.

Bound-Aufgaben sollten immer in Abhängigkeit zum Zielort gestellt werden, da diese schon vor dem Erreichen des Zielortes für die Teilnehmenden in der App sichtbar sind. Von Vorteil kann hier allerdings sein, dass zum Spielen eines Bounds lediglich zu Beginn und am Ende des Spiels eine Internetanbindung notwendig ist. Hier reicht eine Wlan-Anbindung im Seminarraum völlig aus, damit die Teilnehmenden die App downloaden und den Bound starten können. Bei der Rückkehr von der Schnitzeljagd müssen die Ergebnisse der Teilnehmenden dann hochgeladen werden, um eine Auswertung des Spiels möglich zu machen. Gerade für Bildungsstätten in ländlichen Gebieten sind Apps und Tools, die auf eine mobile Internetanbindung angewiesen sind, oft nicht nutzbar, weil das Netz an den Orten einfach nicht die notwendigen Ladegeschwindigkeiten bereitstellt. Allerdings: Nicht jeder Bound kommt ohne Internet aus: Sobald Verlinkungen ins Netz (z.B. Youtube, Vimeo) zum Bestandteil von Aufgaben werden, braucht ein Bound auch in der Spielphase natürlich einen Internetzugang. Lediglich Bounds, die auf Medien zugreifen, welche zuvor in der Actionbound Medienbibliothek hinterlegt wurden, werden schon zu Beginn geladen und benötigen in der folgenden Spielphase keinen Internetzugang mehr.

Pro Gruppe reicht ein mobiles Endgerät (Tablet oder Smartphone), um Actionbound nutzen zu können. Bei Kleingruppengrößen von 5-8 Teilnehmenden ist es fast sicher, dass mindestens ein mobiles Endgerät in jeder Gruppe vorhanden ist (womit auch die Anschaffung solcher Geräte zu Seminarzwecken obsolet wird).

Bounds auswerten

Häufig sind Auswertungen von mobilen Lerneinheiten schwierig, weil Daten (Bilder, Videos, Antworten etc.) zentral gesammelt und ausgewertet werden müssen. Actionbound stellt die Daten der einzelnen Gruppen nach dem Upload (per Wlan im Seminarraum) in einer Übersicht im Account des Bound-Inhabers zur Verfügung gestellt. Die Daten sind also nicht öffentlich verfügbar.

In der Übersicht können dann Punktestände abgerufen und gemachte Bilder und Videos angeschaut und verglichen werden. Die Ergebnisse können per Beamer gezeigt und auch als Anlass für inhaltliche Diskussionen verwendet werden.

Am Ende des Bounds werden die Teilnehmenden aufgefordert, das Bound zu bewerten. Auch diese Ergebnisse können in der Übersicht eingesehen werden, so dass ein direktes Feedback zur Bound-Lehreinheit zu Evaluationszwecken herangezogen werden kann.

Kosten

Der private Einsatz von Actionbound ist kostenlos. Für eine Geburtstagsfeier im kleinen Kreis kann Actionbound umsonst genutzt werden. Eine langfristige und dauerhafte Nutzung, z. B. durch eine Bildungsstätte, ist dagegen kostenpflichtig. Die Preise müssen individuell beim Anbieter erfragt werden.

Arisgames – eine Alternative zu Actionbound

Ein weiterer Editor für digitale Schnitzeljagden ist das englischsprachige Tool Arisgames. Im Gegensatz zu Actionbound bietet Arisgames ein Autorensystem, das in der Handhabung nicht intuitiv, dafür aber flexibler und umfangreicher ist. Wer Arisgames nutzen möchte hat mehr Gestaltungsmöglichkeiten, muss aber auf ein einfaches Drag&Drop System verzichten. Arisgames ist ein Open Source Projekt, dass es dem versierten Nutzer ermöglicht, es nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Arisgames ist kostenlos nutzbar. Der technische Support wird von der Aris Design Community in entsprechenden Foren übernommen. Dort gibt es bei Fragen und Problemen schnell Antwort.

Nach dem Bau einer Rallye kann diese dann – wie bei Actionbound auch – über die Smartphone App angesteuert und gespielt werden – bisher ist die App nur für iOS verfügbar. Im Editormodus bietet Arisgames eine große Palette an Optionen, die es dem Nutzer erlauben, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Im Gegensatz zu Actionbound können Aufgaben in Arisgames GPS gesteuert gestellt werden. Das heißt eine neue Aufgabe öffnet sich in der App automatisch, sobald der Ort tatsächlich physisch erreicht wird.

Im Vergleich zu Actionbound bietet Arisgames ein sehr viel weiteres Spektrum an Optionen für digitale Schnitzeljagden und ist durch die Verwendbarkeit von GPS-Modulen deutlich näher am Gedanken des Geo- bzw. Educachings. Die Handhabung erfordert jedoch einiges an Programmierverständnis und ist nicht so intuitiv zu bedienen wie Actionbound.

Feedback zu dem Artikel und den vorgestellten Tools

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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Anselm Sellen und Karsten Lucke für pb21.de. Das Video steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Urhebers soll wie folgt genannt werden: Anselm Sellen und Karsten Lucke für pb21.de.
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Studienleiter und Mitglied des Leitungsteams im Europa-Haus Marienberg (Seminarleitung, Planung und Organisation) – (internationale) Jugendseminare thinkeurope mit europapolitischem Schwerpunkt. Digitale Medien in Bildungskontexten. Auf Twitter unter @amsellen zu finden und zu verfolgen. Anselm bloggt unter amsellen.com Foto von Anselm Sellen unter CC BY 3.0 DE.