Webschau Januar 2014

Grafik „Webschau“ von Ralf Appelt für pb21.de unter <a title="Zum Lizenztext" href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/">CC BY 3.0 DE</a>.
Grafik „Webschau“ von Ralf Appelt für pb21.de unter CC BY 3.0 DE.

Darüber spricht das Netz …

Gefühlt brachte der Jahreswechsel nicht so viele Rückblicke hervor wie sonst. Das mag daran liegen, dass bereits weit vor Ende des Jahres viele zusammenfassende Einschätzungen zum dem Thema des Jahres, der Überwachungsaffäre, erschienen waren – daneben verblasst alles andere. Statt eines Überblicks über Rückblicke haben wir also versucht, zusammenzustellen, was sonst noch so los ist im Netz in diesem ersten Monat des Jahres 2014:
Das Amt des Bundesbeauftragten für Datenschutz und In­formationsfreiheit ist neu besetzt, in Hamburg fand der Chaos Communication Congress statt, dessen Eröffnungsrede eine Debatte zur journalistischen Ethik ausgelöst hat. Und: Abgeordnetenwatch hat einen Preis bekommen.

Lesetipp: Politische Bildung in digitalen Umgebungen

„Soziale Medien konsequent für die politische Bildung zu nutzen – mit diesem Anliegen hat das Team von ‚Du hast die Macht‘ im Jahr 2010 Neuland betreten. Seit Projektbeginn erproben die jungen Redakteurinnen und Redakteure verschiedene Formate im Netz, setzen Inhalte medial um, kommen mit Jugendlichen ins Gespräch und ringen um einen Partizipationsbegriff, der zur digitalen Welt passt.

Über zwei Jahre lang wurde die Arbeit von ‚Du hast die Macht‘ wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Ergebnisse und Erfahrungen wurden in einer Fallstudie zusammengetragen. Sie zeigt am konkreten Beispiel von ‚Du hast die Macht‘, welche Chancen und Herausforderungen sich bei der politischen Bildung im Netz ergeben können. Darüber hinaus stellt sie neue Modelle vor, mit deren Hilfe sich politische Bildungsprozesse im Web 2.0 grundsätzlich besser auf Zielgruppen abstimmen lassen. Sie will Mut für neue Wege der politischen Bildung machen und ausdrücklich zum Nachahmen anregen.“

Hier kann die Studie heruntergeladen werden.
#duhastdiemacht


Kurzmeldungen

Chaos Communication Congress: Hacker – die neuen Aufklärer der Nation

Auf deutschlandfunk.de kommentiert der Journalist Manfred Kloiber das alljährlich zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindende Hackertreffen: „Aus der kurzen Schockstarre der Snowden-Enthüllungen erwacht, wollen die Hacker des Chaos Computer Clubs ihre Fähigkeiten nun einsetzen, um das Internet wieder frei zu machen. […] Das ist der Wandel von einem scheinbar subversiven, radikalen und nerdigen Geheimclub der Computerknacker hin zu einer politisch relevanten Bürgerrechtsbewegung für das Digitale Zeitalter. Sie versprechen damit einzulösen, was die Piraten als Partei eigentlich liefern wollten.“
#30C3 #hacker# #aufklaerer

Abgeordnetenwatch mit Demokratie-Preis ausgezeichnet

„Das Internetportal abgeordnetenwatch.de ist mit dem ‚Democracy Award‘ des National Democratic Institute ausgezeichnet worden. Auf der seit 2004 bestehenden Internetplattform können Bürger ihren Kandidaten und Abgeordneten verschiedener Parlamente öffentlich Fragen stellen, auch die Antworten der Politiker sind öffentlich lesbar.“ Es berichtete u. a. heise.de.
#abgeordnetenwatch #demokratiepreis

Überwachung und Zensur: Das war 2013

Den Blick über den Tellerrand – u. a. nach Nordkorea, Vietnam, Indien und Russland – hat hyperland.de gewagt: „Die zweite Hälfte des Jahres stand im Zeichen der Enthüllungen von Edward Snowden. Fast ins Abseits geriet, wer es neben NSA & Co. auf die Informations- und Kommunikationsfreiheit abgesehen hatte. Hyperland.de dokumentiert zwölf weltweite Ereignisse und Entwicklungen des Jahres.“
Über eine weitere berichtet aktuell spiegel.de: Die türkische Regierung plant, dass Websites künftig auch ohne Richterbeschluss gesperrt werden können.
#ueberwachung #zensur

Schaar dankt der NSA, Nachfolgerin umstritten

Peter Schaar, ehemaliger Bundesbeauftragter für Datenschutz und In­formationsfreiheit dankte bei einer Veranstaltung zur Verabschiedung aus dem Amt „der National Security Agency (NSA) dafür, dass nach Bekanntwerden ihrer massiven Internetspionage zumindest eine UN-Resolution zum Datenschutz salonfähig geworden sei.“, so heise.de.
Zur Nachfolgerin schreibt faz.net: „Andrea Voßhoff hat es als neue Bundesbeauftragte für den Datenschutz doppelt schwer: Sie folgt auf einen profilierten Kopf und hat im Bundestag gleich dreimal für Datenschutzeinschränkungen gestimmt.“
Peter Schaar bloggt jetzt übrigens hier.
#schaar #abschied #vosshoff

Online-Kampagnen: Wie Campact mit Klicks die Welt verändern will

Ein Portrait der Plattform Campact hat spiegel.de zusammengestellt: „Wut und Empörung lassen sich schnell in Unterschriften verwandeln. Damit Online-Petitionen wirklich etwas bewirken, setzt die Kampagnen-Plattform Campact auf einige wenige Aktionen statt schierer Masse. Ihr größter Schatz: eine Million E-Mail-Adressen.“ Der Artikel stellt u. a. erfolgreiche Kampagnen vor.
#campact #onlinepetition

Nest-Übernahme: Google will in Ihr Schlafzimmer

„Warum kauft Google für 3,2 Milliarden Dollar eine Firma, die Thermostate und Rauchmelder herstellt? Es könnte um den Chef gehen, denn der half einst, iPod und iPhone zu gestalten. Doch das ist nicht der einzige Grund für die Übernahme von Nest Labs: Es geht um Daten aus Millionen Haushalten.“

„Zu Google kommen damit die Daten von den installierten Geräten – Nest wertet sie aus, um die Technik zu verbessern. ‚Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt‘, so einer der Gründer. Jetzt betonte Nest, die Daten würden auch künftig nur für Betrieb und Verbesserung seiner Geräte und Dienste eingesetzt.“ Es berichten heise.de und spiegel.de.
#google #nest

Netz-Zahlen und Studien

WhatsApp: Mittlerweile sollen weltweit 400 Millionen Kunden aktiv sein, 100 Millionen kamen allein in den letzten vier Monaten hinzu, berichtete heise.de Ende des Jahres. Auch dort zu lesen:
„Insgesamt nutzt die Mehrzahl der Europäer das Internet mittlerweile regelmäßig, 62 Prozent etwa jeden oder fast jeden Tag, weitere zehn Prozent mindestens einmal pro Woche. Doch nach wie vor meiden auch viele Bürger das Netz: Mit 21 Prozent gibt rund ein Fünftel der EU-Bevölkerung an, noch immer internetabstinent zu leben und noch nie drin gewesen zu sein.“
Wie in jedem Jahr stellt Christian Buggisch auf seinem Blog die aktuellen Social-Media-Nutzerzahlen in Deutschland zusammen – erstmalig auch Zahlen zu WhatsApp, 20 Millionen Nutzerinnen und Nutzer hat der Dienst hierzulande.
#whatsapp #buggisch #intzernetabstinenz #europa


Debatte um Greenwald: Darf ein Journalist eine Haltung haben?

Video „#30C3 – 30. CCC Hamburg – Glenn Greenwald (27.12.13)” von PartikelchenDE, nicht unter freier Lizenz.

Die Diskussion ist u. a. auf spiegel.de nachzulesen: „Glenn Greenwald hatte in einer Rede auf dem Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs in Hamburg die US-Regierung und den Geheimdienst NSA kritisiert. Nun gibt es eine Debatte. Aber nicht die NSA-Affäre steht im Mittelpunkt, nicht die US-Regierung, sondern Greenwald selbst: Bei seinem Auftritt vor Tausenden Hackern habe der Enthüllungsjournalist ‚eine Grenze überschritten‘, meint zeit.de: ‚Er hat sich mit den anwesenden Hackern gemein gemacht, mit den Aktivisten und Bürgerrechtlern. Er sieht sich als einer von ihnen.‘ Glenn Greenwald als Freiheitskämpfer, der nicht trennt zwischen Journalismus und Aktivismus. Die Einteilung sei falsch, wer zwischen Journalisten und Aktivisten unterscheide, könne die angesetzten Standards selbst nicht erfüllen, entgegnet Greenwald. Juliane Leopold von zeit.de entgegnete, dass Journalisten Fakten prüfen und informieren, sich aber nicht auf eine Seite stellen und selbst zur Tat schreiten. Letztendlich geht es um die Frage, ob Journalisten bloß abbilden sollen, was um sie herum geschieht. Oder ob sie sich als Anwalt verstehen, für Menschen und Menschenrechte, als vierte Gewalt, die Amtsinhabern und Politikern auf die Finger schaut.“

Ein Beitrag zum Thema ist auch auf dradiowissen.de zu hören.
#journalismus #aktivismus #greenwald


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Ute Demuth für pb21.de.
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... interessiert sich dafür, wie sich die wandelnde Mediennutzung und Kultur, Gesellschaft und Politik gegenseitig beeinflussen. Seit Ende der 90er ist sie als Freiberuflerin in der politischen Erwachsenenbildung unterwegs und arbeitet zum Beispiel für das Forum Politische Bildung des DGB Bildungswerks. Außerdem schult und berät sie Betriebs- und Personalräte zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und zum Einsatz elektronischer Medien. Sie veröffentlicht regelmäßig zu ihren Themen.