Raspberry Pi – Was haben Himbeeren mit Mathematik zu tun?

Foto „raspberry pi im Einsatz“ von Tabea Siebertz unter <a title="zum Lizenztext" href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode">CC BY SA 4.0</a>.
Foto „raspberry pi im Einsatz“ von Tabea Siebertz unter CC BY SA 4.0.

Teil III der #pb21-Reihe zu Do It Yourself (DIY) und maker-Kultur in der Medienbildung

Genau genommen wenig. Bei dem Raspberry Pi handelt es sich vielmehr um einen sehr erfolgreichen kreditkartengroßen Microcontroller (auch Mini-PC). Dieser wurde Anfang 2012 aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen für den Studiengang Computerwissenschaften von der britischen Raspberry Pi Foundation entwickelt und seitdem ca. 4 Mio. mal verkauft.
Der Erfolg stellt sich aufgrund verschiedener Faktoren ein: Der Einplatinencomputer ermöglicht einen einfachen Einstieg in Programmier- und Hardwarekenntnisse und ist zudem in der preisgünstigsten Variante schon ab 25 Euro zu haben.

Themenschwerpunkt „We are makers!“
Eine #pb21-Reihe zu Do It Yourself (DIY) und maker-Kultur in der Medienbildung.

[vimeo 108896641 w=200 h=150]Video „Vier Fragen zu ‚we are makers’“ von pb21.de unter CC BY 3.0.

Weitere Artikel aus dieser Reihe…


Warum Raspberry Pi?

Das Internet ist voll mit interessanten, ungewöhnlichen bislang auch unglaublichen Anwendungsformen des Einplatinencomputers: So bauen Menschen damit Digitalkameras, Arcade-Automaten, lassen Raspberry Pis Außentemperaturen messen und dadurch Innentemperaturen steuern oder entwickeln Füttermaschinen für ihre Haustiere, die ihre Befehle durch E-Mails entgegennehmen und sogar ein Bild des satten und zufriedenen Tieres liefern.
So etwas oder zumindest etwas ähnliches wollen wir auch und kaufen uns deshalb einen Raspberry Pi Modell B mit 512 MB RAM ohne vorinstalliertes Betriebssystem.

Get ready Stufe 1:

Am Anfang steht das Auspacken, und weil allein das schon Spaß macht und die Verpackung schön ist, denken wir über ein kurzes Unboxing-Video nach (es handelt sich dabei um den Trend, das Auspacken von Produkten aufzunehmen, zu kommentieren und online zu stellen).

Die fünf verfügbaren Varianten unterscheiden sich dabei anhand ihrer Ausstattung (Arbeitsspeicher, Anschlüsse). Alle Microcontroller sind dabei mit mindestens einem USB-, einem HDMI- und einem Klinke-Anschluss sowie einem SD- oder microSD-Kartenleser ausgestattet. Nicht im Lieferumfang enthalten sind jedoch die notwendige Speicherkarte und der Stromanschluss sowie das fakultative USB- und HDMI-Kabel oder ein Gehäuse für den Schutz der Platine.
Einen guten Überblick über die Ausstattungsmöglichkeiten bietet der Raspberry Guide.

Aber irgendwie geht dann doch alles ganz schnell und dann liegt der Mini-PC schon vor uns.
Da wir uns den vollen Prozess der Inbetriebnahme gönnen wollen, haben wir auf die vorinstallierte SD-Karte verzichtet. Diese Wahl wird uns schnell zum Verhängnis: So wird es zur langwierigen Aufgabe, das Betriebssystem eigenständig zu installieren, da sich der Raspberry Pi damit zumal etwas zickig zeigt. Es empfiehlt sich daher unbedingt, für den Einstieg auf eine SD-Karte mit dem vorinstalliertem Betriebssystem Noobs zurückzugreifen. Oder zumindest eine der empfohlenen SD-Karten zu verwenden – hier ist der Mini-Computer leider sehr empfindlich.

Nach einer Weile ist Raspbian dann drauf, wir verbinden den Raspberry Pi mit dem Monitor und ein kurzes Staunen stellt sich ein: Funktionsweisen und Layout sehen toll aus, alles ist direkt fertig. Raspbian bringt sogar verschiedene Spiele und Scratch mit.

Get ready Stufe 2:

Weitere frei verfügbare Betriebssysteme sind beispielsweise Raspbian, ein Standard Betriebssystem auf Linux-Debian-Basis oder Pidora, eine interessante Raspbian-Alternative mit Fedoraunterbau. Möchte man den Pi als MediaCenter nutzen, so empfehlen sich OpenElec, eine MediaCenter-Ditribution mit automatischen Updates oder Raspbmc, ein einfaches und leistungsfähiges XBMC-Mediacenter.

Im Gegensatz zu anderen #wearemakers-Geräten, bei denen die technische Einführung meist ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, stellen wir beim Raspberry Pi sehr schnell fest: Das Gerät läuft, allein uns fehlen die Ideen zur Umsetzung. Und dann beginnt sie, die Ideensuche. Wir lesen Artikel und berichten uns gegenseitig von den ideenreichen Jugendlichen bei Jugend hackt. Schnell stolpern wir über Leuchtturmprojekte, die lange Planungs- und Umsetzungszeiten fordern, wie beispielsweise die Konzeption einer eigenen Google Glass oder das selbstgebaute Smartphone PiPhone.
So langsam rennt uns bei all den durchsuchten Videos und Artikeln allerdings die Zeit davon und uns wird klar: Für den Einsatz des Raspberry Pis braucht man einen gut durchdachten Plan für einen konkreten Anwendungsfall. Während wir einen solchen entwickeln, liegt der Mini-PC still in der Ecke und es wird spät, so dass wir die Umsetzung auf das nächste Mal verschieben.

Raspberry Pi in der Jugendmedienbildung?

Anschaffung und Inbetriebnahme des Raspberrys sind niedrigschwellig und preisgünstig. Die Herausforderung beginnt erst, wenn das Gerät vor einem liegt. Im Gegensatz zu beispielsweise dem makey makey oder den littlelits reicht es nicht aus, ein paar Alltagsgegenstände in einen Raum zu legen und einfach anzufangen.
Vielmehr bedarf es zumindest einem Grundverständnis über Basisfunktionen von Computern. Viel wichtiger ist jedoch, schon vorher einen Anwendungsfall zu überlegen und zu planen. Anregungen können hier die umfangreichen Blogartikel zum Thema von Medienistik von Tobias Hübner liefern, welcher dem Einsatz des Rasberry Pi im Untericht zwei Sonderhefte zum kostenlosen Download gewidmet hat. Weiterhin empfehlenswert ist das Raspberry Pi-Forum „Was würdest du mit deinem Raspberry Pi machen?“ oder der Artikel „20 unglaubliche Raspberry Pi-Projekte“.
Auf alle Fälle überzeugen der Preis und die fertigen Installationsvorlagen, allein damit ist der Raspberry Pi interessant für die Jugendmedienarbeit – günstiger gibt es keine vollwertigen PCs und die freien Betriebssysteme fördern ganz nebenbei einen leichten Einstieg in die Welt des open-source.


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Daniel Seitz lebt in Berlin, hat Mediale Pfade gegründet und brennt für eine freie, politisierte Gesellschaft, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Als Medienpädagoge ist er überzeugt, dass Medienbildung einen wichtigen gesellschaftlichen Anteil zu politischer Teilhabe, Selbstentfaltung und Kreativität leisten kann.