Warum die bpb Veranstaltungen live dokumentiert

Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).
Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).

Daniel Kraft arbeitet in der Stabsstelle Kommunikation der bpb. Er berichtet in einem Interview für pb21 über die Erfahrungen, die die bpb mit der Live Dokumentation von Veranstaltungen gemacht hat. Er zählt dabei einen bunten Strauß an verschiedenen Formaten auf, aus denen eine solche Live-Berichterstattung hervor gegangen ist. Es ist der erste einer zweiteiligen Reihe, die sich mit einer speziellen Form der Veranstaltungsdokumentation befasst, der Echtzeit-Dokumentation. Im zweiten Teil wird ein Blick in den „Maschinenraum“ einer live dokumentierenden Redaktion geworfen.

Was ist aus Sicht der bpb das Ziel oder der Anspruch der Live Dokumentation per Blog, Facebook, Twitter?

Die Live-Dokumentation von Veranstaltungen durch Blogs, Twitter und Facebook testet die bpb seit einigen Monaten. Sie ist für sie eine Möglichkeit, die bpb-Veranstaltungen einer noch breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das nicht nur während der Veranstaltung, sondern auch für einen längeren Zeitraum. Politische Bildung findet so nicht „nur“ in Seminar- oder Konferenzräumen statt, sondern über die Sozialen Netzwerke zeitnah und für alle zugänglich im Internet. Ziel ist natürlich, dass sich Nutzer/innen in einer Diskussionsrunde durch Kommentare zu Wort melden und sich so in die initiierten Debatten einklinken. Für uns ist das ein Schritt in die Richtung, die Thomas Krüger mit seiner kürzlich formulierten Forderung anmahnte: „Politische Bildung muss ins Netz, muss die Möglichkeiten des Web 2.0 selber nutzen und die jahrelang praktizierte und erprobte Debattenkultur aus unzähligen Veranstaltungen auch im Netz praktizieren.“

Welche Erfahrungen hat die bpb konkret gemacht?

Erste Erfahrungen mit einer solchen Live-Dokumentation habt die bpb während des „Gipfeltreffen Ost“ gemacht. Studenten der Hochschule Mittweida haben die Veranstaltung in einem Live-Blog dokumentiert, Interviews mit den ehemaligen Regierungschefs und Teilnehmern geführt. Online-Nutzerkommentare wurden wiederum in die Veranstaltungsrunden zurückgespielt, so dass der Teilnehmerkreis auch real deutlich erweitert wurde. Das war schon sehr nahe dran an dem, was sich die bpb für die Zukunft vorstellt.

Ein großer Vorteil ist zudem die rasche multimediale Dokumentation der Veranstaltungen. Die bpb macht immer wieder die Erfahrung, dass aufwendige Textdokumentationen, die oft einige Monate nach der Veranstaltung an die Teilnehmenden verschickt werden, auf geringe Resonanz stoßen. Die Versuche, die mit Veranstaltungs-Blogs unternommen wurden, sind hier eine gute Ergänzung. Damit realisiert die bpb nicht nur eine schnelle umfassende Dokumentation mit Videos, Literatur-Empfehlungen, O-Tönen und Reden der Vortragenden, sondern vermitteln auch authentische Eindrücke von der Stimmung und den Debatten. Ein passendes Beispiel ist der Gender-Blog, den die bpb zusammen mit der Redaktion des Missy-Magazins anlässlich der Veranstaltung „Das flexible Geschlecht – Gender, Glück und Krisenzeiten in der globalen Ökonomie“ erstellt hat. Es ist eine anschauliche Dokumentation der zentralen Debatten dieser Tagung, die auch noch heute einen echten Mehrwert hat.

Das gleiche gilt für den Live-Blog der „3. Internationale Konferenz zur Holocaustforschung – Helfer, Retter und Netzwerker des Widerstands“. Hier waren vor allem die Video-Interviews mit den anwesenden Experten und die verschiedenen visuellen Eindrücke von der Veranstaltung wichtig.

In Zukunft könnte auf Veranstaltungen, neben dem Live-Blog, die Live-Video- oder -Audio-Übertragung der Vorträge und Podien zur Regel werden. Dazu posten die Zuhörer am PC Kommentare und Fragen im Blog, per twitter oder Facebook, die ihrerseits wieder von den Debattierenden auf der Veranstaltung aufgegriffen werden, während die Power Point des Vortragenden per SlideShare von immer mehr Nutzern geteilt wird. So kann auch von München aus eine Veranstaltung in Hamburg inhaltlich über das Internet komplett verfolgt werden und nicht Anwesende können sich einbringen.

Ein Live-Blog bietet zudem die Möglichkeit, unmittelbare persönliche Eindrücke zu dokumentieren. Das wurde oben am Beispiel der Videos von den Veranstaltungen schon erwähnt. Der Schreibstil ist authentischer, manche Formulierungen vielleicht nicht ganz perfekt, dafür persönlich und dass macht die Sache ja für viele gerade lesenswert. So hat die bpb z.B. einen  Reiseteilnehmer einer Studienreise nach Lateinamerika gebeten, seine Eindrücke schon während der Reise zu bloggen. Persönliche Bilder, Stimmungen und Kommentare vermitteln diesen Einruck sehr gut und machen einige hundert Menschen, die den Blog lesen, ein wenig zu „Mitreisenden“. Bei dem Studienreise-Blog ist es zudem gelungen DRadioWissen als Medienpartner zu gewinnen, das heißt der Blogger war auch auf Sendung im Programm des Internetsenders aus der Deutschlandradio-Familie. Man könnte sich das bei zukünftigen bpb-Studienreisen so vorstellen, dass der Nutzer in Deutschland z.B. auf einen solchen Blogeintrag unmittelbar mit einer Frage reagiert und der Reisende diese Frage dann z.B. wieder an einen der nächsten Referenten zurückspielt und er so eine Antwort von einem Experten bekommt, den man sonst so direkt nicht erreicht hätte.

Was kann man über die Nutzung dieses Angebots der bpb sagen?

Für uns ist es bei dieser Form der Dokumentation wichtig, jeweils mit „Community-Mangern/innen“ zusammen zu arbeiten, die viel von dem jeweiligen Thema verstehen und die im Idealfall in ihrer sonstigen Beschäftigung bereits eine große Community betreuen. Bei dem schon erwähnten Gender-Kongress wurden mit der Redaktion des Missy-Magazins nicht nur inhaltliche Expertinnen zum Thema gefunden, die ausgezeichnet mit den neuen Medien und ihren Möglichkeiten umgehen können, sondern über sie zugleich in ihre Community hineinwirken können, die wir sonst über unsere Angebote vielleicht nicht erreicht hätten. Missy-Leserinnen und Fans wurden so auf auf die Art, wie politische Bildung mit dem Thema umgeht, aufmerksam gemacht (neben dem Blog gab es eine Facebook-Seite zur Veranstaltung) und im Idealfall beginnt sich der ein oder andere Fan der Veranstaltung dann auch für die Einrichtung „dahinter“ zu interessieren: Er wird z.B. in einem ersten Schritt Fan der bpb bei Facebook, im zweiten dann Abonnent des Neuerscheinungsnewsletters der bpb, im dritten Leser eine bpb-Publikation und schließlich dann Teilnehmern/in an einer bpb-Veranstaltung. Somit ist diese Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachredaktionen auch eine Möglichkeit, die Zielgruppen systematisch zu erweitern und über die neuen Medien mit Communities in Kontakt zu kommen, die die bpb zuvor vielleicht nicht kannten und die nur sehr schwer erreicht wurden. Konkret gesagt, die bpb hatte nach der gemeinsamen Aktion mit dem Missy-Magazin rund 200 Fans mehr im bpb-Facebook-Profil.

Daniel Kraft twittert für die bpb unter www.twitter.com/kraft_bpb.

Die bpb findet man in den Sozialen Netzen vor allem bei Facebook und als twitternder Politikerklärer unter www.twitter.com/frag_die_bpb.


Creative Commons Lizenzvertrag Inhalte auf pb21.de stehen i.d.R. unter freier Lizenz (Informationen zur Weiterverwendung).
Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Guido Brombach für pb21.de.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern / Grafiken finden sich direkt bei den Abbildungen.

Guido Brombach arbeitet als Bildungsreferent für das DGB Bildungswerk. Dort ist er verantwortlich für den Bereich Digitale Kommunikation, Lernen und Medien. Er bemüht sich um die Harmonisierung zwischen der analogen und der digitalen Welt.