Webschau spezial: re:publica 2011 für die politische Bildung

Foto von Jonas Fischer unter CC BY 2.0.
Foto von Jonas Fischer unter CC BY 2.0.

Jedes Jahr im April treffen sich rund 3.000 Internetbegeisterte, Blogger/innen, Netzaktivist/innen und sonstige „Nerds“ in Berlin zur Konferenz re:publica. Drei Tage lang stehen Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft im Fokus. Wir haben eine Auswahl interessanter Vorträge und Interviews für die politische Bildungsarbeit zusammengestellt. Zwar gibt es unter den über 100 Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden noch jede Menge spannende Perlen zu entdecken, aber längst nicht alle wurden aufgezeichnet und online gestellt. Macht aber nichts, denn im April 2012 wird es die nächste re:publica geben …

Inhalte politischer Bildungsarbeit – Von Betriebssystemen und Mädchenmannschaften

Gunter Dueck – Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem

Keine Webschau zur re:publica kommt ohne den Vortrag von Gunter Dueck aus. Dafür hat der Beitrag des Cheftechnologen von IBM zu viel Aufsehen erregt. Der Mathematiker spricht in seiner ihm eigenen Weise davon, wie er das Internet nutzt und fragt provokant, wozu es denn eigentlich Bankberater brauche, wenn man nach zwei Stunden Internetrecherche besser über Aktienfonds Bescheid wisse als sein Gegenüber. Gunter Dueck ist ein Provokateur, aber niemals unverschämt oder unflätig stellt er stichelnde Fragen zum Internet als Gesellschaftsbetriebssystem.
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Philip Banse im Gespräch mit Blogger/innen

Eine andere vielbeachtete Session leitete der Journalist Philip Banse. Er interviewte vier unterschiedliche Blogger/innen zu ihren Aktivitäten im Netz. Darunter die gehörlose Julia Probst (siehe Bild unten), die auf dem Dreikönigstreffen der FDP Mimik und Gestik von Guido Westerwelle analysierte (im Video ab Minute 30) und von gehörlosen Wortspielen und den Gebärdennamen deutscher Politiker/innen berichtet. Ebenso auf dem Podium ist Katrin Rönicke,  die Vorsitzende der feministischen Initiative Frau Lila und ehemalige Mitherausgeberin des Blogs Mädchenmannschaft.
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Die gehörlose Julia Probst analysiert die unfreiwillige Gestik und Mimik deutscher Politiker/innen und veröffentlicht ihre Ergebnisse dazu im Netz. Foto von Dirk Haeger unter CC BY 2.0
Die gehörlose Julia Probst analysiert die unfreiwillige Gestik und Mimik deutscher Politiker/innen und veröffentlicht ihre Ergebnisse dazu im Netz. Foto von Dirk Haeger unter CC BY 2.0.

Medienkompetenz #wtf – Konkretisierung eines Bildungsziels zwischen Allheilmittel, Teilhabe und Führerscheinen

Jürgen Ertelt arbeitet als Koordinator im Projekt Jugend online bei IJAB, Fachstelle für internationale Jugendarbeit in Bonn. In seinem Vortrag nähert er sich dem oft geforderten, aber selten konkretisierten Themenkomplex Medienkompetenz und verknüpft es mit dem Thema Jugendschutz. Darüberhinaus fordert er, dass die Medienpädagogik politischer wird, vor allem im Hinblick auf die politische Teilhabe nicht nur von Kindern und Jugendlichen. Sein Vortrag ist auch deshalb sehenswert, weil er keine vorgefertigte Vorlesung mit nach Berlin gebracht hat, sondern die Folien explizit im Bearbeitungsmodus vorstellt.
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Beyond Medienkompetenz – Wie kommt der Leitmedienwechsel in die Schulen?

Anarchie an der Schule? André J. Spang ist Lehrer für Musik und Religion und träumt, provokant formuliert, davon, dass alle Schüler mit Laptops und Smartphones untereinander vernetzt sind und dadurch ohne den Lehrer als Leithammel gemeinsam lernen können. Die Schule höre nicht an der Tür au, sondern soll über das Internet und die Vernetzung mit nach Hause genommen werden. Er träumt von einer Schule ohne Klingel, ohne festen Stundenplan und mit Projektkursen.
Jöran Muuß-Merholz, der auch dieses Blog pb21 kuratiert, im Gespräch mit ihm und anderern Lehrer/innen verschiedener Schulen, die die neuen Medien aktiv in ihrem Unterricht einsetzen.
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Werkzeuge für die Bildungsarbeit – Alter Wein in neuen Schläuchen?

Podcasts und Radio als Werkzeuge der Öffentlichkeitsarbeit

Tim Pritlove ist einer der bekanntesten Podcaster in Deutschland. Er hat auch schon auf der pb21-Konferenz in Hattingen einen Workshop zum Podcasten gehalten. In diesem Video stellt er die Möglichkeiten günstiger Software vor und zeigt auf, wie man Veranstaltungen auch live als Audio-Mitschnitt ins Internet stellen kann, um mehr Menschen zu erreichen. In dem einstündigen Vortrag erläutert er auch, wo die Chancen und Risiken von Radioformaten im Internet liegen.
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Corporate Journalism – Neue Wege der digitalen Unternehmenskommunikation

Hier redet er, Martin Lorber. Er ist als PR Director bei Electronic Arts, einem weltweit führenden Hersteller von Computer- und Videospielen, im deutschsprachigen Raum verantwortlich für die strategische Unternehmenskommunikation, die politische Kommunikation und den Bereich Corporate Social Responsibility. Darüber hinaus ist er Jugendschutzbeauftragter des Unternehmens. Gerade das Thema Videospiele ist gesellschaftspolitisch stark umstritten, es gibt gühende Verfechter/innen und ebenso starke Gegner/innen von Computerspielen. Auf dieses verminte Gelände wagt er sich als „corporate journalist“ vor. In seinem Vortrag auf der re:publica stellt er das Blog für digitale Spielkultur vor und erläutert seine Motivation dahinter.
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Anna Lena Schiller, Konferenz-Live-Visualisierung

Anna Lena Schiller hielt keinen eigenen Vortrag, war aber bei den wichtigsten ganz vorne mit dabei. In Echtzeit skizziert sie wesentliche Inhalte eines Vortrags auf einer Leinwand in Form von Comics, kleinen Bildern und Zeichnungen. So entsteht eine Art wunderschöner Mindmap, mit deren Hilfe man sich später leichter an wesentliche Punkte aus dem Vortrag erinnern kann. Der Journalist und Blogger Richard Gutjahr befragte sie zu ihren Visualisierungen.
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Interagitation – Zur aufklärerischen Wirkung von Datenvisualisierungen

Mittlerweile gibt es sie in fast jeder Tageszeitung oder Zeitschrift: Infografiken und Datenvisualisierungen. Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Dabei sind es Designer/innen, die gemeinsam mit Expert/innen die richtige Darstellungsform erst finden müssen. Die beiden Designer Till Nagel und Boris Müller zeigen, worauf beim Erstellen von Infografiken geachtet werden muss und wie man die Aussagen solcher Grafiken durch scheinbare Kleinigkeiten unbewusst verändert. Ihre These ist, dass die kritische Nutzung von Datenvisualisierungen eine der zentralen Medienkompetenzen des 21. Jahrhunderts werden wird.
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Aktivitäten der bpb

Vortrag von Dr. Jan Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut: „Schöne neue Welt? Web 2.0 – Veränderungen, Herausforderungen, Chancen“ – Vortragsmitschnitt vom Vorabend der re:publica auf pb21.de

Netzdebatte.bpb.de – Video-Blog-Proojekt der Bundeszentrale für politische Bildung über Politik in der digitalen Gesellschaft anlässlich der re:publica

Subkonferenz der re:publica 2011: Partizipative Medienkulturen – Die Grundthese der Subkonferenz lautete: „Neue Öffentlichkeiten, Offenheit und Meinungsvielfalt: Wie eine Kultur der Offenheit und der Zugang zu digitalen Werkzeugen demokratie-fördernd sein kann.“

Hier fehlt noch was …

Sie kennen noch andere, sehenswerte Videomitschnitte von Vorträgen und Beiträge rund um die re:publica 2011? Her damit, posten Sie Ihre Links hier in den Kommentaren. #Danke.


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Thomas Rose für pb21.de.
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Thomas Pfeiffer ist Diplom-Pädagoge und Programmierer. Er schrieb die Bücher „Social Media“ und „Mein Kind ist bei Facebook – Tipps für Eltern“. Zudem entwickelt er Facebook-Spiele und programmiert für Blogs und Twitter. Pädagoge erklärt er jungen und alten Menschen das Internet und engagiert sich im Bereich Netzpolitik und Digitaler Wandel. Er bloggt unter http://tomro.seund lebt und arbeitet in München.