Webschau Oktober 2012
Die Oktober-Webschau ist ein Mini-Weltspiegel geworden, wir berichten zum US-Wahlkampf, dem Kampf gegen die Langsamkeit des Netzes in Kuba und wie Twitter in Mexiko zum kritischen Lokalzeitungsersatz wird. Außerdem in dieser Webschau: Ein Flickenteppich in Berlin, die Süddeutsche fragt, was passiert wenn Millionen Menschen regelmäßig Pornografie konsumieren und ein Buchtipp.
Lesetipps zur Zukunft des Netzes: Digital ist überall
Von der Vorstellung von Google Glass haben sich die ersten beiden Artikel inspirieren lassen: Über Googles Pläne zum Verschwinden des Rechners schreibt die Zeit, dass in der Zukunft unsere analoge Umgebung selbstverständlich mit digitalen Informationen angereichert sei, die Technik werde „alles durchtränken“ und unseren Begriff von Realität verändern. Ralf Wienken schreibt auf carta.info, dass die nächste Welle der Vernetzung unseren Körper einbeziehen wird – Google Glass sei der erste Schritt dazu: „Bei Google Glass handelt es sich nicht um eine Brille, sondern um eine Idee: Die Idee, die Technik komplett vergessen zu können, während sie Daten über die Sinne ins Gehirn überträgt, und während der Nutzer umgekehrt mit der Außenwelt kommuniziert.“ Dass neue Schnittstellen die Körpergrenze überwinden werden, ist auch die Zukunftsvision von Gesche Jost, Professorin am Design Research Lab der Universität der Künste in Berlin, hier geht’s zum Video.
#realität #zukunft
Kurzmeldungen
Präsidentschaftswahl 2012: Konferenz zu US-Kampagnentrends
Über die Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung berichtet u. a. politik-digital.de: Die Unentschlossenen würden immer noch über die persönliche Ansprache, dem Türschwellen-Wahlkampf, und nicht über soziale Medien am besten erreicht, so einer der Referenten. Und: Laut Einschätzung eines Wahlkampfberaters ist zwar das Fernsehen das wichtigste Medium in den USA, „aber sehr wohl könne eine schlechte Onlinekampagne eine Wahl verloren gehen lassen“.
#usa #wahl
Konflikt zwischen Syrien und Türkei: Reaktionen im Netz
„Unterm Strich“, so ist auf dem ZDF-Blog Hyperland zu lesen, „ist die Internet-Meuterei gegen das politische Handeln der Türkei und Syrien eher mau. Der einstige Mut, den türkische Blogger seinerzeit gegen das Kopftuchverbot an Universitäten zeigten, fehlt aktuell völlig. Beide Seiten limitieren sich stark in ihren politischen Äußerungen, und man beschränkt auf Forderungen wie die Einrichtung von Schutzzonen für Flüchtlinge an der türkisch-syrischen Grenze.“
#syrien #tuerkei
Nur drei Prozent der Haushalte auf Kuba haben Zugriff auf das Netz
Über das Internet-Entwicklungsland Kuba berichtet taz.de: Weder mobil noch über Computer sind ausreichend schnelle Verbindungen ins Ausland zu haben. Die öffentlich zur Verfügung stehenden Rechner ermöglichen lediglich den Zugriff auf das kubanische Netz, immerhin können E-Mails an ausländische Server geschickt werden.
#kuba
Mexiko: Kritischer Journalismus via Twitter
Nach vorsichtigen Schätzungen sind in den letzten zwölf Jahren in Mexiko 72 Journalisten getötet und 13 entführt worden, so hyperland.de. Der Berufsstand wird gezielt attackiert, wer Leben und Karriere nicht gefährden will, wird zum Erfüllungsgehilfen der Drogenkartelle. Nun haben sich „insbesondere im lokalen Rahmen informelle Netzwerke aus Bürgerjournalisten gebildet, die im Schutz der Anonymität eine Gegenöffentlichkeit aufbauen konnten.“
#twitter #mexiko
Politiker im Netz: Zwischen Verweigerung und Passion
politik-kommunikation.de schreibt zu den Netzaktivitäten von Politikern: 60 Prozent der Bundestagsabgeordneten nutzten das Netzwerk Facebook im September 2011, immerhin jeder Vierte bediente sich des Nachrichtendiensts Twitter. „Die Grünen waren unter den im Bundestag vertretenen Parteien am aktivsten, die Politiker der Union am zurückhaltendsten.“ Wie die Dienste genutzt werden, ist unterschiedlich, die twitternden Politiker werden in zwei Gruppen geteilt: Die, die persönlich präsent sind, ihre Accounts meist selbst pflegen und diejenigen, für die Social Media zwar zum professionellen Auftreten gehört, die aber selbst nicht besonders aktiv sind.
#politik #netz
Berliner WLAN-Flickenteppich
Über den Start des freien und kostenlosen WLANs in Berlin berichtet zeit.de: Seit dem 19.10. gibt es Einwahlpunkte, die zeitlich begrenztes Surfen ermöglichen. Eine flächendeckende Versorgung ist bislang nicht geplant, sagen die Betreiber, u .a. Kabel Deutschland. Die Initiative Freifunk hatte bereits früher ein Konzept für ein offenes WLAN im Stadtgebiet vorgelegt, jetzt schlägt sie ein Public Private Citizen Partnership vor, um das Angebot interessanter zu machen.
#wlan #berlin
Pornografie im Internet
In dem Artikel auf sueddeutsche.de werden die unterschiedlichen Einschätzungen der Wissenschaft zur ständigen Zugänglichkeit von Pornographie im Internet und deren Auswirkungen zusammengestellt. Weder sei „reaktionärer Pessimusmus“ angebracht, der die sexuelle Verwahrlosung an die Wand male noch eine Verharmlosung.
#pornographie
Buchtipp: Datenschutz Grundlagen, Entwicklungen und Kontroversen
Die bpb kündigt ihre Veröffentlichung so an: „Haben wir noch die Kontrolle über unsere Daten? Der interdisziplinär angelegte Band klärt auf über die allgegenwärtige Datenverarbeitung und deren Rahmenbedingungen mit dem Ziel, sich in diesem gesellschaftlichen Konfliktfeld eine Meinung bilden und selbstbestimmt eigene Positionen vertreten zu können.“
#datenschutz #bpb
Debatte: Sperrung von Accounts bei Twitter
„Twitter hat den Account einer verbotenen Neonazi-Gruppe aus Hannover für deutsche Nutzer gesperrt. In allen anderen Ländern können die Twitter-Mitteilungen des Accounts jedoch weiterhin gelesen werden. Erst im Januar hatte Twitter ein System eingeführt, das Tweets in einzelnen Ländern ausblenden kann, wenn die Mitteilungen gegen lokale Gesetze verstoßen. Die Regelung führte zu Protesten, die solche Sperren als mit freier Meinungsäußerung unvereinbar betrachteten“, berichtet spiegel.de.
Der Pirat Stephan Urbach fordert nun in einem Gastbeitrag auf sueddeutsche.de mehr Haltung vom Unternehmen: Unser westliches Weltverständnis mache uns blind dafür, dass wir auf der einen Seite Freiheitskämpfer haben auf der anderen aber Nazis stehen. Der Umgang müsse jeweils ein anderer sein. Auch wenn die Tweets nicht gegen geltendes Recht verstoßen, sollten sie entfernt werden: „Es gibt einen Grund, diese Tweets zu löschen: Haltung. Haltung gegen Rassismus, gegen Diskriminierung und gegen menschenverachtende Ideologien.“
#twitter
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