Video-Livestreaming für Einsteiger – Teil I

Foto von Jöran Muuß-Merholz unter CC BY 3.0 DE.
Foto von Jöran Muuß-Merholz unter CC BY 3.0 DE.

Update August 2013 – mit Checklisten

Video-Livestream ist die Echtzeit (also live) Übertragung von Bild und Ton ins Internet. Dabei schafft ein Livestream die Möglichkeit, an einem Ereignis teilzuhaben, losgelöst von dem eigentlichen geographischen Standort. Inzwischen bieten viele Dienstleiter Livestream-Komplett-Pakete an, die Kosten liegen dabei, je nach Art und Umfang, im 4stelligen Euro Bereich. Kann man nicht aber auch selber einen Livestream produzieren? Ohne viel Geld für einen externen Dienstleister ausgeben zu müssen? Die Antwort ist einfach: ja, man kann. Mit ein bisschen Geduld, Übung und dem richtigen Equipment kann jeder einen Livestream produzieren. Dieser Artikel soll den Einstieg ins Livestreaming erleichtern und Tipps und Tricks für die Praxis liefern. Am Ende finden Sie zwei Checkliste als PDF und im odt-Format zum Download.

Ein Livestream kann informativ sein, er kann unterhaltend sein und er kann die Möglichkeit zur direkten Einbeziehung und Beteiligung der Zuschauer bieten – bestenfalls erfüllt er alle drei Kriterien. Gängige Einsatzmöglichkeiten sind die Übertragung von Veranstaltungen wie z.B. Vorträge, Tagungen, Podiumsdiskussionen, aber auch Demonstrationen oder Sportveranstaltungen. (Zu den möglichen Einsatzszenarien in der Bildungsarbeit vgl. die „Landkarte der Web 2.0 Dienste für die politische Bildung“ auf pb21.de.)

Livestreaming erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Nicht zuletzt durch die Verbreitung schneller Internetzugänge ist es inzwischen technisch leichter, eine Veranstaltung auch live ins Internet zu übertragen.

Was brauche ich?

Die Grundausstattung für einen Livestream variiert je nach Art und Umfang des zu produzierenden Streams.  Um einen einfachen Livestream mit einer Kamera zu realisieren kommt man in der Regel mit Laptop, Kamera, Kopfhörer, Mischpult und Mikrofon aus. Dazu braucht man dann natürlich noch eine gute Internetanbindung und einen Streaminganbieter.

Tipp
Zum Ausprobieren oder für ganz schlichte Streams kann man auch einfach nur einen Laptop mit WebCam nutzen.

Wichtig ist, dass die Komponenten zusammen getestet werden und gut miteinander harmonieren. Der Test sollte möglichst unter „Realbedingungen“ erfolgen, also genau mit der Technik und der Internetverbindung, die für die Durchführung genutzt werden.

Anforderungen an den Laptop

Um mobil und flexibel sein zu können benötigt man einen Laptop. Hier sollte man darauf achten, dass dieser über genug Leistung verfügt. Ein Prozessor mit 2 Ghz und Arbeitsspeicher von 2 GB stellen die minimalen Anforderungen dar. Die Anforderungen variieren je nach Umfang des Equipments und der Streamingsoftware. Um sicher zu gehen, dass der Laptop ausreichend Leistung mitbringt, empfiehlt es sich auf die Anforderungen der Streamingsoftware vorab zu achten.

Firewire-Karte. Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.
Firewire-Karte. Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.

Nicht nur die Leistung des Laptops ist von Bedeutung, sondern auch die Anschlüsse, die der Rechner mitbringt. Webcams lassen sich einfach via USB anschließen. Will man aber beispielsweise mit einer (Mini-)DV Kamera streamen, so benötigt der Rechner einen Firewire-Anschluss, um die Daten von der Kamera auf den Rechner zu übertragen. Viele Laptops bringen so eine Anschlussmöglichkeit nicht mit, bieten aber einen PCMCIA Steckplatz für den man eine Firewire-Karte kaufen kann.

Anforderungen an die Kamera

Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.
Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.

Nicht jede Kamera eignet sich für eine Liveübertragung. Um einen Livestream machen zu können, benötigt man eine Kamera, die die Bilder live auf einen Computer übertragen kann. Prinzipiell kann man eine gute Webcam nutzen. Legt man Wert auf qualitativ hochwertige Bilder, sollte man einen Camcorder benutzen.  Nicht jeder Consumer Camcorder kann die Bilder live auf einen Rechner übertragen, viele Camcorder sind nur für die Speicherung der Videos konstruiert.

Tipp: Livestream-Box
Bewahren Sie sämtliches Livestream-Equipment in einem Koffer oder einer stabile Transportbox auf. Dazu legen Sie die pb21-Checkliste-Equipment. Vor dem nächsten Einsatz können Sie dann die Technik anhand der Liste noch auf Vollständigkeit prüfen und sparen sich langes zusammensuchen des Equipment.

Deshalb sind (Mini-)DV Camcorder eine gute Wahl, diese übertragen die Bilder via Firewire. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Kamera über einen Mikrofon- und Kopfhöreranschluss verfügt und über eine manuelle Tonaussteuerungsmöglichkeit. Da man nur in den seltensten Fällen extra Scheinwerfer für eine homogene Ausleuchtung aufstellen kann, sollte die Kamera auch mit dunkleren Lichtverhältnissen klarkommen. Vor einer Neuanschaffung sollte man sich diesbezüglich eingehend informieren und z.B. Testberichte zur Kamera lesen.

Anforderungen an den Ton

Der Ton ist das Herzstück jedes Livestreams. Ein schlechter Ton kann die schönsten Bilder ruinieren.

Da die meisten Kameras über nur mittelmäßige interne Mikros verfügen und die Kamera selten dort steht, wo auch der Ton abgenommen werden soll, empfiehlt sich ein externes Mikrofon. Je nach Bedarf kann hier ein Richt-, Hand- oder Ansteckmikrofon benutzt werden. Tim Pritlove hat für pb21.de eine Anleitung zum Podcasten geschrieben, dort erklärt er detailliert unterschiedliche Mikrofone.

Viele Streams werden im Internet gar nicht „gesehen“ sondern eher nebenbei gehört. Umso wichtiger ist es also, dass man einen sauberen Ton überträgt.

Bei größeren Veranstaltungen wird vielleicht ohnehin eine Mikrofonanlage im Einsatz sein, dann kann der Ton direkt von der Tonanlage abgenommen werden. Um Bild-Ton-Asynchronitäten zu vermeiden, sollten der Ton und das Bild immer gemeinsam übertragen werden, d.h. der Ton sollte zusammen mit dem Bild von einer Quelle an den Laptop gesendet werden (siehe Abschnitt Aufbau).

Anforderungen an das Mischpult

Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.
Foto von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.

Generell empfiehlt es sich, den Ton – ob nun von einer Tonanlage abgenommen oder von einem Mikrofon – nicht direkt in die Kamera einzuspielen sondern ein Mischpult dazwischen zu schalten. Dadurch hat man die Möglichkeit, den Ton entsprechend anzupassen und zu steuern. Viele Consumer-Camcorder verfügen über eine manuelle Tonaussteuerung, die man auch dringend nutzen sollte. Dennoch reicht dies oft nicht, um den Ton sauber zu übertragen. Hier kann es dann leicht zu Übersteuerungen kommen. Außerdem vermeidet man so Probleme mit Anschlusskompatibilitäten, da gute Mikros und Tonanlagen in der Regel mit XLR-Steckern ausgestattet sind, Consumer Camcorder aber meist nur einen Miniklinken-Anschluss bieten.

Technik-Aufbau eines Streams

Technik-Aufbau. Grafik von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.
Technik-Aufbau. Grafik von Blanche Fabri unter CC BY 3.0 DE.

Nun müssen die Komponenten miteinander verbunden werden. Das Mikrofon oder die Tonanlage wird mittels XLR-Kabel an das Mischpult angeschlossen. Das Mischpult z.B. mit einem Cinch zu Mini-Klinken Kabel an die Kamera und die Kamera mit einem Firewire-Kabel an den Rechner. Der Ton sollte danach am Mischpult und an der Kamera ausgepegelt werden.

Hintergrund
Upload nennt man den Datenfluss vom lokalen Rechner zu einem entfernten Rechner. Beim Livestream werden Daten (Bild und Ton) vom eignen Rechner zum Streamingserver übertragen, also hochgeladen. Dafür ist die Upload-Geschwindigkeit von Bedeutung. Schaut man sich einen Stream an, so ist die Download-Geschwindigkeit relevant, da Daten von entfernten Rechnern auf den lokalen Rechner übertragen werden.

Anforderungen an das Internet

Das beste Equipment hilft nichts, wenn die Internetanbindung nicht schnell genug ist. Ein Stream sollte immer über eine kabelgebundene Leitung gesendet werden und nicht via WLAN. Entscheidend ist für einen Stream die Upload-Geschwindigkeit, diese sollte nach Möglichkeit mindestens 1Mbit betragen. Testen Sie die Internetverbindung möglichst vorab vor Ort, um sicherzustellen, dass der Upload für einen Stream ausreicht.

Streaminganbieter und Aufzeichnung

Nachdem man das Equipment richtig angeschlossen hat und Bild und Ton auf den Rechner übertragen werden, benötigt man nun noch eine Software, die den Stream ins Netz bringt. Dazu kann man einen Streaminganbieter nutzen. Dieser stellt Serverleistung zur Verfügung und bietet eine Software mit browserbasierter Nutzeroberfläche. Es braucht nur wenige Schritte um  einen Stream zu starten. Starter-Paketangebote gibt es meist kostenlos, Premiumangebote müssen bezahlt werden.

Die meisten Streaminganbieter bringen eine Aufzeichnungsmöglichkeit von Haus aus mit. Oft wird die Aufzeichnung auch auf dem Portal des Streaminganbieters veröffentlicht. Möchte man die Aufzeichnung des Streams anschließend noch nachbearbeiten oder scheiden, sollte man darauf achten, dass der Streaminganbieter eine problemlose Möglichkeit des Downloads der eigenen Aufzeichnungen anbietet. Alternativ kann man den Stream während der Übertragung auch gleich direkt lokal auf dem Laptop mitschneiden.

Weitere Informationen und einen Vergleich zwischen gängigen Streaminganbietern finden Sie im zweiten Teil dieser Artikelreihe.

Checklisten

Hier können Sie die die #pb21-Checklisten als PDF und ODT herunterladen.


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Blanche Fabri für pb21.de.
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Freiberuflerin im Bereich Medien und Kommunikation, Dozentin in der Erwachsenenbildung insbesondere im Bereich politische Bildung, Web 2.0 und Videotraining, Producerin von (Web-)Videos und anderen Web 2.0 Inhalten.