Digitale Präsentationen, Prezi und Alternativen

Grafik von <a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3APrezi_pour_PC.jpg">JCNM2SPC</a> unter <a href="http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY SA 3.0</a>.
Grafik von JCNM2SPC unter CC BY SA 3.0.

Digitales präsentieren jenseits von Polylux, Overhead und Powerpoint

Seitdem wir Prezi vor ca 2 1/2 Jahren das erste mal vorgestellt haben, hat sich das Programm verändert. Aus diesem Grund lohnt es sich, wieder einen Blick auf dieses Tool zu werfen und auch noch einmal über Alternativen nachzudenken. Außerdem werden in diesem Artikel Einsatzmöglichkeiten von Prezi (und Alternativen Diensten) in der praktischen Seminararbeit vorgestellt.

Das Prezi-Prinzip ist relativ simpel: Auf einer unendlich großen Oberfläche lassen sich Objekte (Texte, Bilder, Videos etc.) anordnen, die im Präsentationsmodus herangezoomt werden. Dadurch können auch nicht-lineare Präsentationen erzeugt werden, wie sie in traditionellen Programmen Standard sind. Die Effekte einer solchen Präsentation sind durchaus erstaunlich. Gerade Menschen, die bisher ausschließlich PowerPoint bzw. Folien basierte Präsentationstools kannten, sind zumeist begeistert von der Optik und den Möglichkeiten des Tools. So sind zum Beispiel, neben dem Heranzoomen der Objekte, auch Rotationen und Sprünge zwischen den einzelnen Objekten möglich. Die Einbindung von Bildern und Videos aus dem Internet funktioniert problemlos. Während PowerPoint noch immer auf der klassischen Darstellung von Folien beruht (in Anlehnung an das klassische Zeigen von Folien auf dem Over-Head Projektor), sorgt Prezi immer wieder für „Ah-und-Oh-Effekte“ bei vielen Zuschauern. Hier ein Beispiel: Election Results Prezi: The 2012 US Presidential Election 

Prezi Facts
Prezi verzeichnet nach eigenen Angaben 1,5 neue Nutzer monatlich. In der Branche wird Prezi als 3-D-Alternative zu Power-Point bezeichnet. Die Online-Software Prezi hat ihren Ursprung in einem Kunstprojekt, das sich mit den Einsatz- und Designmöglichkeiten von Flash-Animationen beschäftigte. Animationsmittelpunkt war das Zoom-Verfahren: Die In-Fokusnahme von digitalisierten Texten und Objekten zu Präsentationszwecken. Diese Technik ist noch immer die Kernfunktion der heutigen Prezi-Software.

Die Menüführung war bei Prezi ursprünglich ebenso neu und ungewohnt, wie das Präsentationsprogramm selbst. Das von den Entwicklern „Bubble“ getaufte Menükonzept orientierte sich in der Darstellung am Programm selbst. D.h. Menüpunkte und Gestaltungsoptionen waren in kleinen rotierenden Kreisen untergebracht.

Das Neue Prezi

Die wesentlichen Änderungen in Prezi kommen den Nutzern von Microsoft- und Appleprodukten entgegen. Anstatt des „Bubble-Menüs“ können neue Präsentationen nun mit Hilfe einer Menüleiste (Dropdown-Menü) erstellt und konfiguriert werden, die sich stark an den Lösungen der bekannten Software-Konzerne und deren Programmen Power Point und Keynote orientiert. Um den Usern „herkömmlicher“ und „altbekannter“ Programme den Ein- bzw. Umstieg auf Prezi schmackhaft zu machen, wurde eine Importfunktion für Power Point Folien hinzugefügt. Ebenfalls ein Zugeständnis an Nutzer herkömmlicher Präsentationsprogramme ist, die Darstellung der Objekte im PowerPoint typischen Foliendesign am linken Bildrand – zur Orientierung im Bearbeitunsgmodus. Auch der neue „Fade-In Effekt“ (Objekte erscheinen langsam auf Click) ist ein Feature, das stark an PowerPoint erinnert.

Prezi Templates
Prezi Screenshot (fällt nicht unter eine freie Lizenz).

Kleinere Features (viele vorgefertigte 3D- und 2D-Oberflächen, Formen und Layouts) sind ebenfalls hinzugekommen. Auch die Bearbeitung von hochgeladenen Bildern ist nun im Programm möglich. Der Nutzer kann Kontraste schärfen, Bilder rahmen, und sämtliche Verbesserungen vornehmen die mittlerweile Standardmäßig auch in den meisten mobilen Kamera-Apps vorhanden sind.

Neu ist auch die Möglichkeit der Spracheinstellung. Prezi bietet nun unter der Option „Settings“ verschiedene Spracheinstellungen an. Besonders in der Jugendbildung kann es für Teilnehmende angenehm sein, wenn sie zusätzlich zur Einarbeitung in ein neues Tool nicht auch noch eine Sprachbarriere überwinden müssen.

Präsentationsformate, Download und Lizenzen

Der große Vorteil von web-basierten Anwendungen ist die Verfügbarkeit der Daten überall dort, wo es einen Internetzugang gibt. Es gibt Nutzer, denen es aber immer noch lieber ist, Präsentationen auf dem Rechner oder USB-Stick zu speichern, um nicht auf Internetverbindungen angewiesen zu sein. Prezi-Präsentationen können deshalb auch heruntergeladen werden – als Flash-Datei zur Offline-Präsentation (einmal heruntergeladen, sind die Prezis nicht mehr editierbar, eine Bearbeitung kann nur online erfolgen) oder auch als PDF Datei, um die Präsentation ggf. auszudrucken (bei der PDF entfällt natürlich der Zoom-Effekt). Die PDF Dateien eignen sich zum Beipsiel hervorragend zum Ausdrucken von Veranstaltungsprogrammen. Optisch haben diese Dateien, nichts mit herkömmlichen Textverarbeitungsprogrammen zu tun, denn obwohl der Zoomeffekt entfällt bleiben Design und Typografie erhalten.

Um Prezi nutzen zu können, ist ein Account notwendig. Das schnelle Einloggen kann über einen bereits vorhandenen Facebook-Account erfolgen oder durch eine Anmeldung mit einer Emailadresse. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Prezi-Software herunterzuladen, um sie lokal auf einem Rechner zu installieren. Allerdings ist diese Option mit einem Bezahl-Account verbunden. Prezi bietet verschiedene Lizenzen (zum Kauf) an. Die freie Lizenz für private Nutzer hat dabei natürlich die meisten Einschränkungen. In diesen sogenannten „öffentlichen Präsentationen“ sind grundsätzlich alle erstellten Prezis öffentlich sicht- und verfügbar. Für Menschen, die in der Bildung beschäftigt sind, gibt es nach wie vor die Möglichkeit, sich den „Edu-Account“ zu sichern. Die Anmeldung für diesen Account funktioniert ohne Probleme, solange hier eine Emailadresse hinterlegt wird, die klar einem Bildungsträger zuzuordnen ist. Der Vorteil des „Edu-Accounts“ sind u.a. erweiterter Speicherplatz und die Option Prezis zu „privatisieren“, um sie nur bestimmten Nutzern zugänglich zu machen.

Prezi im Bildungs- und Seminarkontext

Die Einsatzmöglichkeiten von Prezi in Bildungsveranstaltungen sind vielfältig. Häufig haben Workshopgruppen die Aufgabe, eine Präsentation zu diesem oder jenem Thema in Prezi zu erarbeiten. Für die meisten Nutzer handelt es sich bei Prezi um Neuland. Die Kommunikation und der Austausch über die Handhabung und den Präsentationsverlauf werden somit unumgänglich – Prezi wird zu einem „Conversation-Starter“, weil (in der Regel) alle bei Null beginnen. Gerade für die interkulturelle Arbeit in internationalen Begegnungen kann diese kommunikative Dimension von Prezi ein wichtiges Element sein.

Auch im historisch-politischen Kontext kann das Tool eine Möglichkeit sein, um auch größere Seminargruppen (20 – 30 Teilnehmende) z.B. eine Zeitleiste kollaborativ erstellen zu lassen. Über die Option „Prezi teilen“ können mehrere Nutzer(Gruppen) gemeinsam an einem Projekt arbeiten und sich zeitlich synchron in ein und derselben Präsentation bewegen, Objekte und Texte hinzufügen. Das Ergebnis ist dann eine vollständige Zeitleiste, die z.B. den historischen Verlauf von der Weimarer Republik bis zum Zweiten Weltkrieg darstellen könnte und von den Teilnehmenden gemeinsam erarbeitet worden wäre.

Besonders für dezentralisierte Lehr- und Lernformate wie z.B. E-Learning und MOOC-Projekte (Massive open online courses) kann Prezi interessant werden, wenn es darum geht, kollaborativ an einem Projekt zu arbeiten. Über die Menüleiste können bis zu 10 Personen gleichzeitig an einer Prezi-Präsentation arbeiten. Auch die „View together“ Funktion ist neu und macht Sinn, wenn es darauf ankommt Entfernungen zu überwinden und einem Publikum von einem anderen Ort aus eine Präsentation zu zeigen. Die Funktion kommt einem klassischen Screenshare sehr nahe – die Präsentation wird anderen über einen Link zugänglich gemacht und kann nach dem Aufruf der Seite von allen synchron und in Echtzeit betrachtet werden.

Für HTML und CSS geübte Nutzer, die erweiterte Layout- und Gestaltungsfunktionen im Prezi Look haben möchten, ist impress.js eine Alternative – eine Präsentationsplattform die den Einbau von echten 3D-Effekten in Präsentationen erlaubt. Dieses Tool wird auf medienpaedagogik-praxis.de genauer vorgestellt.

Prezi Tutorial

Für den schnellen Einstieg in das Programm und seine Möglichkeiten gibt es eine große Anzahl von Online-Tutorials. Weil Prezi sich aber in den letzten Wochen stark verändert hat, beziehen sich die meisten dieser Videos noch auf die alte Version des Programms. Eines der wenigen aktuellen Tutorials ist daher dieses von Prezi selbst erstellte:


Video „Prezi Tutorial: Get started in Prezi“ von Prezi, nicht unter freier Lizenz.

Alternativen

Wer nach Alternativen zu Prezi sucht wird schnell auf Programme stoßen, die zwar zu Präsentationszwecken geschrieben wurden jedoch häufig auf anderen Gedanken und Prinzipien beruhen. Mit Powtoon zum Beispiel können Präsentationen erstellt werden die für sich sprechen und im Videoformat gespeichert und verfügbar gemacht werden. Powtoon ist daher eher ein Storytelling Tool wie Adobe Voice, dass auch allein für sich stehen kann und nicht zwangsläufig einen Speaker erfordert. In diesem Zusammenhang ist auch das Tool Sparkol zu nennen, dass es dem Nutzer ermöglicht Whiteboard-Präsentationen (die Visualisierung von gesprochenen Ideen während des Vortrages auf einer Schreibfläche) zu erstellen, um sie im Anschluss ebenfalls als Video zu veröffentlichen.

Nutzer, die gerne nahe an dem Prinzip Power Point bleiben möchten, aber eine vereinfachte Nutzung suchen, für die kann slides eine Alternative sein. Layout und Bedienung sind rudimentär und intuitiv. Die Benutzung erschließt sich dem Power Point Nutzer sofort. Das Ergebnis sind Folienbasierte Präsentationen, die sich durch ein klares Design klar von herkömmlichen Präsentationstools unterscheiden.

Weitere Ideen, Erfahrungen oder Fragen?

Prezi in der Bildungsarbeit. Haben Sie Erfahrungen mit dem Einsatz von Prezi im Seminar? Wir freuen uns über Kommentare, Fragen und Anregungen!


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Der Artikel (Text) auf dieser Seite steht unter der CC BY 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Karsten Lucke und Anselm Sellen für pb21.de. Der Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels „Prezi – digitale Präsentationen im Internet“ von Karsten Lucke und Anselm Sellen unter der CC BY 3.0 DE Lizenz.
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Studienleiter und Mitglied des Leitungsteams der Europäischen Bildungsstätte Europa-Haus Marienberg – Bildungsschwerpunkte: Europäische Jugendbildung thinkeurope, politische Bildung und digitales Lernen / Implementierung von Social Media in die politische Bildung.